Familientreffen in Thurnau am 20.09.2008

Im Jahr 2008 trafen wir uns zum 13. Familientreffen der von der Grün´s in Thurnau, dort hat bereits 1996 das erste Familientreffen der "Neuzeit" stattgefunden.

Nach der Begrüßung duch Almuth und einem guten Mittagessen hielt Helmut einen spannenden Vortrag über die Ereignisse als unsere Familie in Rothenbruck, Schloss Weihersberg und Burg Waldeck ihre Spuren hinterließ. Dies war in der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts.

Diese detailreichen Ausführungen sind unten zu lesen und hier als pdf Download zu finden.

Rede zum 13. Familientreffen 2008 in Thurnau
Die Geschichte von Hans von der Grün (†1585) und einem seiner Söhne, dem Landrichter Philipp Jakob (†1625), bis zum 30-jährigen Krieg
von Helmut von der Grün

Beim letzten Familientreffen in Heroldsberg habe ich über die Hammerwerke an der Fichtenohe berichtet, soweit diese im Besitz der Familie von der Grün betrieben wurden. Diese Abhandlung ist auf unserer Webseite im Internet unter dem letzten Familientreffen Heroldsberg 2007 nachzulesen. Die Geschichte schloss damit, dass die Hämmer stillgelegt werden mussten. Zur Erinnerung: Die Hammerwerke wurden mit Holzkohle betrieben, jedoch brauchte man eine unglaubliche Holzmenge, nämlich 15 000 Kubikmeter, um nur eine Tonne Eisen herstellen zu können. Was war die Folge? Besonders Laubholzarten wurden ausgerottet und es kam zu einer Verwüstung des Waldkleides (Hans-Peter Reichenberger „Meilerkohle – Herstellung und Eigenschaften“ in Siebenstern Ausgabe 4 / 2007 S. 174). „Um dem entgegenzuwirken wurde gegen Ende des 18. Jh. mit der Wiederaufforstung durch schnell wachsende Fichtenkulturen begonnen, die die Landschaft des Fichtelgebirges bis heute prägen.“

Ein kurzer Einschub zur Namensherleitung des Fichtelgebirges:

Die Namensableitung von den Fichtenbäumen ist höchst unwahrscheinlich und muss daher abgelehnt werden, denn zum Zeitpunkt der Namensentstehung war, wie die Pollenanalysen zeigen, bei uns ein Buchen-Tannen-Fichten-Mischwald vorhanden. Infolge des Erzbergbaus und der Verhüttung der Metalle wurden die Laubholzarten stark dezimiert, sodass sich die schnell wüchsige Fichte stark verbreiten konnte.
Die Ableitung von den „Wichteln“, wie teilweise dargestellt, ist völlig abwegig, wenn dies auch die Tourismusverbände und manche Gastronomen so gerne vermarkten würden (Fichtel-Wichtel-Hotels!).
Der Ursprung des Namens Fichtelgebirge ist wahrscheinlich im Bergbaugeschehen zu suchen. Zunächst war der in der Urkunde von 1317 genannte „Vythenberg“ der Berg, an dem sich das Bergwerk St. Veit befand. „Vyt“ im Wort „Vythenberge“ ist die alte Bezeichnung zum heutigen „Veit“. Daraus entwickelte sich später das Wort „Vichtel“ oder „Fichtel“, wie es heute noch mundartlich gesprochen wird.
Gemeint waren zunächst der Ochsenkopf und seine nähere Umgebung, denn dort fand schon sehr frühzeitig, wie wir feststellen können, auf markgräflicher und oberpfälzer Seite Metallbergbau statt. Den Ochsenkopf nannte man demnach den Vichtelberg/Fichtelberg, dieser Name übertrug sich später auf das gesamte hufeisenförmig gelagerte Gebirge. Ab 1792 taucht erstmals der Name Fichtelgebirge auf, der Eingang fand in die nachfolgende Literatur.

Abhandlung von Dietmar Herrmann, Wunsiedel (Fichtelgebirgsverein)

Um die Geschichte der Eisenhämmer in Familienbesitz abzurunden, muss noch kurz auf Georg von der Grün (359), der seit 1524 den Hammer Rothenbruck (bei Velden) besaß.

Rothenbruck Karte

Bild: Karte von Rothenbruck bei Velden 25 km südöstlich von Bayreuth

Rothenbruck Stich
Rothenbruck Koloration

Bild: Kupferstich von Boener 1702
Bild: Hammerwerk mit Herrenhaus (kolorierte Karte 1669)

Stammtafel Hammermeister Waldeck Teil 1

Bild: Stammtafel Hammermeister Waldeck Teil 1

Der Hammerort Rothenbruck fiel um 1326 nach dem Erlöschen des Geschlechts der Herren von Neidstein-Hartenstein an König Ludwig von Bayern. Die Lehnherrschaft nahm das Hochstift Bamberg wahr. Rothenbruck zählte zu den wenigen Betrieben, die gleich zwei Rennfeuer zum Schmelzen des Eisenerzes unterhalten durften. Seit der Erweiterung des Nürnberger Territoriums gehörte Rothenbruck zum Pflegamt Velden der Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg verpachtete oder veräußerte 1521 oder 1522 das Gut Rothenbruck an Georg von der Grün, den Sohn Peters des Jüngeren (353); jedenfalls wurde Georg bereits 1522 als Hammermeister zu Rothenbruck bezeichnet, der für seinen Betrieb große Mengen Holzkohle aus sulzbachischen Wäldern bezog. Um das Jahr 1576 war der Hammer (angeblich) baufällig und wurde aus dem Familienbesitz verkauft. Der letzte Eigentümer, die Carl Schrenk AG in Nürnberg, ließ ein um 1811 erwähntes „Schloss oder Herrenhaus“, eine Hammerhütte, eine Kapelle und weitere Gebäude in den 1930-iger Jahren im Zuge der Erweiterung ihrer Werksanlagen abbrechen. Außer den gezeigten Bildern habe ich zum Hammerwerk Rothenbruck keine weiteren Unterlagen gefunden.

Über Georg, der zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Margarete (366), geborene Luetz in der evangelischen Kirche zu Alfeld südlich von Hersbruck seine Grabstätte hat, habe ich im Jahre 2005 beim Familientreffen in Kainsbach berichtet. Georg´s Leben, geboren in der Zeit zwischen 1495 und 1500, prägten die Lehren des Martin Luther. Luther hatte bekanntlich am 31.10.1517 seine 95 Thesen an der Schloßkirche zu Wittenberg angeschlagen, um eine Reform der katholischen Kirche zu bewirken. Seine Lehren haben sich mit großer Geschwindigkeit über das ganze Land verbreitet und dazu geführt, dass viele Leute aus dem Nürnberger Land, aber auch der heutigen Oberpfalz zu Anhängern Luthers wurden. So war auch Georg (359) – heute würde man sagen: „evangelisch“ - geworden und erzog wiederum seine beiden Söhnen nach den Lutherischen Lehren. Das sollte aber für das Schicksal seiner Nachkommen entscheidend werden. Wie oben erwähnt hatte Georg zwei Söhne:

1) Jakob (365) aus erster Ehe mit Margaretha (364) von Truppach, der den Hammer Thalheim erhielt und
2) Hans (375) aus zweiter Ehe mit der schon erwähnten Margarethe Luetz (366), dem der Hammer Rothenbruck übergeben wurde.

Georg hatte aber auch acht Töchter, von denen wir jedoch nur bei zweien den Vornamen kennen:

1) Barbara (heiratet Jobst Sauerzapf von Sulzbach)
2) Margarethe (heiratet Josef Löhneysen von Grub)
3) N.N. (heiratet Balthasar Weissmann von Auerbach)
4) N.N.(heiratet Gabriel Mendl von Steinfels)
5) N.N. (heiratet Paul Kraus von Kemnath)
6) N.N. (heiratet Franz Doles von Rosenberg)
7) N.N. (heiratet Jörg Schreiber von Auerbach)
8) N.N. (heiratet Leonhardt Brandt von Gebhardsreuth)

Über Hans (375) und einen seiner Söhne, Philipp Jakob (388 ), möchte ich heute ausführlicher berichten.

Stammtafel Hammermeister Waldeck Teil 2

Bild: Stammtafel Hammermeister Waldeck Teil 2

Vater Georg (359) übergab den Hammer „Rottenbruck“ seinem zweiten Sohn Hans (375) am 19. November 1556, also elf Jahre vor seinem Tod. Hans (375) war damals kaum 25 Jahre alt. Noch im gleichen Jahr, am 19.11.1556 wurde dieser mit dem Hammer belehnt und sechs Jahre später (am 18.2.1562) bekam er neben dem Thürnhof und einem öden Hof, auch den Polsterhof bei Engental vom Hochstift Bamberg zu Lehen.

Und wieder ein Jahr später im Jahr 1563 erwarb Hans (375) den Sitz zu Weihersberg bei Pressath nebst den Dörfern Ober-Pfaffenreuth und Zessau sowie den Geigenhammer von der Witwe Anna des verstorbenen Jeronimus Löneysen für 6800 florinus bzw. Gulden und wurde am 20. 1. 1564 von Landgraf Ludwig Heinrich von Leuchtenberg damit belehnt. Bei dem Gut Weihersberg handelte es sich um ein Beutellehen . Als Wertansatz für das Lehen waren 6000 fl veranschlagt. Hiervon waren ein Zehntel, also 600 Gulden an den Lehensherrn zu zahlen.

Einschub mit einigen Anmerkungen zum Lehen:

Zu dieser Zeit unterschied man zwischen dem Ritterlehen und dem gemeinen Lehen. Das Ritterlehen wurde verdient und in der Familie weitervererbt. Dadurch blieb es in der Familie.
Das gemeine Lehen wurde gekauft. Nach dem Tod des Lehensherrn oder des Lehensmannes (Vasall) musste das gemeine Lehen von einem neuen Vasallen gekauft (Geld aus dem Beutel = Beutellehen) werden. Die Erben des verstorbenen Vasallen hatten jedoch eine Art Vorkaufsrecht. Sie zahlten ein Zwanzigstel des Wertes. Jedoch konnte auch eine neue Familie das Lehen erwerben.
Zum Lehen Weihersberg:
„Dieses Lehen, weil es verhandlohnt und nicht verdient wurde, gehört weiter nicht in das Ritterlehenbuch, sondern in das andere von den gemeinen Lehen. Es war ein einfaches durchgehendes Erb- und Beutellehen im Gegensatz zum Mann- und Ritterlehen, weil der Vasall beim Todesfall sowohl des Lehenherrn als des Lehenmannes nur einen Lehenreich in Geld aus dem Beutel leisten und das Lehen neu empfangen mußte.“
Einschub mit einer Anmerkung zum Geld damals:
Fl. bedeutet florinus, also Gulden.
1 Gulden (fl) ist (ab dem Jahr 1396) zwei Pfund wert, das Pfund 120 Pfennige und der Pfennig zwei Heller.

Um zu verdeutlichen, um welche Geldmenge es sich bei 6800 Gulden handelte, möchte ich kurz auf die damaligen Jahreseinkommen eingehen:

Der Landrichter Philipp Jakob, auf den ich später zu sprechen komme, erhielt als oberster Beamter im Gebiet Kemnath neben 30 Achtel Korn und 190 Achtel Haber im Jahr 1621 eine Besoldung von 200 fl. Das bedeutet, er hätte für 6800 fl – nimmt man den Wert der Naturalien mit 800 fl an – 30 Jahre seiner Besoldung aufbringen müssen, um Weihersberg bezahlen zu können. Der Jahresverdienst des Kastners von Kemnath, der rechten Hand des Landrichters und Pflegers Philipp Jakob lag im Jahr 1621 nur bei 100 Gulden, während ein Landknecht abgesehen von einiger Naturalien mit nur 5 Gulden im Jahr auskommen musste.

Weiherberg Karte Markiert

Bild: Karte von Weihersberg

Nach dem Tode des Vaters Hans (375) im Jahre 1585 verzichteten alle Geschwister des Hans (378), also Jakob zu Thalheim (365) und seine acht Schwestern auf den Hammer Rothenbruck (Erbverzicht vom 16.4.1570). Damit war Hans (378) dessen Alleineigentümer.

Zu Weihersberg möchte ich Ihnen einige Bilder nicht vorenthalten:

Weihersberg Beschreibung Tafel
Weihersberg Abbildung Tafel

Bilder: Schautafel an der Kappelle am Orteingang von Weihersberg

Weihersberg Darstelung Tafel

Bild: Ölgemälde - älteste Darstellung noch ohne den später an der Südseite angebauten Turm. Gut zu erkennen ist die Schlossmauer mit den Schiessscharten; diese sind heute noch so vorhanden. Das Gemälde stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Weihersberg Ölbild

Bild: Ebenfalls ein altes Ölgemälde, das das Schloss so darstellt, wie es heute wieder zu sehen ist. Nur in der Mitte, an der Schlossmauer, ist ein kleines vorgebautes Schlösschen zu erkennen, das aber 1928 wegen Einsturzgefahr abgerissen werden musste.

In Weihersberg finden wir heute ein sehr schönes Schloss mit einer Schloss-Kapelle. Sicher waren diese Gebäude zum Zeitpunkt des Erwerbs durch Hans von der Grün (378) im Jahre 1563 noch nicht in diesem Glanz vorhanden; eine Kapelle gab es aber schon. Allerdings war diese Kapelle mit dem Vordringen des Protestantismus in der Oberpfalz in ein Badehaus umfunktioniert worden.

Weihersberg Foto

Bild: Schloss Weihersberg heute

Weihersberg Kapelle

Bild Kapelle Weihersberg

Dazu gibt es eine kleine Anektode: Es wird berichtet, dass die jüngste Enkelin von Hans (375), Anna Maria (396) öfter vom Bader in Pressath in der Kapelle geschröpft (zur Ader gelassen) wurde, wonach sie jedesmal krank geworden sei. Erst als der Bader riet, das Blutlassen an diesem Ort zu meiden, sei das Schröpfen ohne Krankheit abgegangen. Die Moral von der Geschicht´: Nutz´ ein geweihtes Gotteshaus für profane Dinge nicht!

Das Schloss Weihersberg ging der Familie von der Grün wieder verloren. Dazu kam es folgendermaßen:

Die Tochter der gerade genannten Anna Maria (396), (nach ihrer Eheschließung mit Hans Wilhelm von Heynitz genannt Anna Maria Heynitz von Hirschberg), Juliane (398) war mit Johann Christoph Gottfried von Hirschberg (456) verheiratet. Ihre Mitgift bzw. Heiratsgut war das Schloss Weihersberg und fiel somit in Besitz der Familie von Hirschberg. Die von Hirschberg´s haben es bis heute inne und konnten es mit Hilfe eigener und öffentlicher Gelder umfassend renovieren.

Aber zurück zu Hans (375) und der Zeit ab 1563, als Weihersberg noch im Besitz der Familie von der Grün war:

Hans (375) war zweimal verheiratet: in erster Ehe mit Barbara Sauerzapff (376) und in zweiter Ehe mit Margaretha (377) geborene Erlbeck von Lixenried. Er starb 1585 und hinterließ acht Kinder, von denen uns Näheres nur von den vier Söhnen bekannt ist. Die Kinder waren:

1) Hans (378)
2) Hans Christoph (387)
3) Philipp Jakob (388)
4) Balthasar (457)
5) Anna, verheiratet mit Ludwig Erlbeck
6) Scholastica, verheiratet mit Nicolai von Sparnberg
7) Barbara, verheiratet mit Caroli von Breuning
8) Apollonia, verheiratet mit Christoph von Lichteneck von Waldmünchen

Nach seinem Tod empfingen seine vier Söhne 1586 das leuchtenbergische Gut Weihersberg gemeinsam zu Lehen. Das Gut Weihersberg wurde damals - wie erwähnt - für 6000 fl. verlehenreicht; von diesem Edelmanngut wurde von jeher in Kauf- oder Tauschfällen der 10. Teil, in Erb- und Todesfällen nur der zwanzigste vom Wertanschlag, von den genannten 6000 fl. somit 300 fl. berechnet. Zunächst blieben die vier Brüder in ungeteilter Erbengemeinschaft, wobei Hans (378) als Ältester die Güter verwaltete, während sich seine Brüder ihren Studien widmeten.

Der Bruder Balthasar (457) studierte 1580/1581 gleichzeitig mit Pfalzgraf Friedrich IV. in Heidelsberg. 1594 wurde er zum Hauptmann bestellt. Er sollte für die Niederlande zur Stärkung des Regiments in Städten und Orten erfahrene und wohlgeübte Kriegsleute werben und nach Holland führen. Freier Durchzug durch Deutschland und Proviant durch Bezahlung waren ihm vom Fürst zugesichert worden. Am 28.11.1598 fiel der inzwischen zum Rittmeister aufgestiegene Balthasar im Türkenkrieg.

Wir erinnern uns, dass Weihersberg ein Beutellehen darstellte. Mit dem Tode Balthasars wären damit 75 fl. Lehengeld (1/4 von 300 fl.) fällig gewesen.

Da beschwerten sich Hans (378), Hans Christoph (387) und Philipp Jakob (388), weil sie ja schon beim Tod des Vaters 1585 ein hohes Lehengeld hatten zahlen müssen und baten um Ermäßigung. Nun stellte der Landgraf von Leuchtenberg „seinen Lehensleuten und lieben getreuen Gebrüdern zu Weihersberg, Burggrub und Trautenberg den Revers und die Begnadung aus, dass sie in Betrachtung ihrer bisher großen nützlichen Dienste und zwar solange, als solches Gut Weihersberg bei ihrem Namen und Stammen von der Grün bleibt und weiter nicht, nur mehr 50 fl. , so oft Weihersberg zu fällen kommt, als Lehengeld entrichten dürfen“.(Josef Scheidler „Vom Landrichter Philipp Jakob von der Grün und seiner Familie“ in Beilage der Kemnather Zeitung vom 24.1.1953 Blatt 164).

Ich möchte jetzt noch auf Philipp Jakob (388), den dritten Sohn von Hans (375), näher eingehen. Zu den beiden anderen Brüdern Hans (378) und Hans Christoph (387) komme ich vielleicht bei einem späteren Familientreffen zu sprechen, das Schicksal von Balthasar kennen Sie bereits. Im übrigen könnte ich hinsichtlich des Hans Christoph (387), der Kanzler des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz war, auf die Ausführungen von Erika anlässlich des Familientreffens in Nandlstadt im Jahre 2003 verweisen.

Nun endlich zu Philipp Jakob (388):

Während der älteste Bruder Hans (378) die gemeinsamen Güter verwaltete, widmeten sich der Jüngste, Philipp Jakob (388), sowie seine Brüder Hans Christoph (387) und Balthasar (457) ihren Studien. Philipp Jakob (388) studierte 1587 zunächst in Wittenberg, anschließend (1589) in Neapel. Nach seiner Rückkehr in die Obere Pfalz wurde er zum Pfleger in Waldmünchen ernannt. Dann folgte die Berufung zum Richter in Speinshardt und endlich zum Pfleger und Landrichter zu Waldeck und Kemnath, ehe er gar zum Hofrichter in Bayern aufstieg. Zu Beginn seiner Laufbahn als Richter in Speinshardt war er erst 27 Jahre alt. Als späterer Landrichter war er nicht nur der oberste Rechtswahrer, sondern überhaupt das Haupt der Verwaltung im Landgerichtssprengel, nach heutigem Sprachgebrauch also Amtsrichter und Landrat zugleich.

Waldeck Karte

Bild: Karte von Waldeck

Waldeck Burg Luftbild

Bild: Burg Waldeck Luftaufnahme heute

Die Burg ist leider auf Befehl des Kaisers Joseph I. im September 1705 im Zuge des „Spanischen Erbfolgekrieges (1701 bis 1714), als kaiserliche und verbündete Truppen gegen das auf Seiten Frankreichs (König Ludwig XIV) kämpfende Baiern (Kurfürst Maximilian II.) zu Felde zogen, „demolieret“ worden. Nur noch eine Ruine ist noch übrig. Wir können die frühere Burg heute – abgesehen von dem unten erwähnten Modell - nur noch auf einem Stich aus dem Jahre 1705 bewundern.

Die Burg Waldeck war auf dem 641 m hohen Schlossberg errichtet worden, einem Basaltkegel, der durch gewaltige Unruhen im Erdinneren entstand, als feuerflüssiges Magma an die Erdoberfläche drang und sie anhob. In Jahrmillionen hat die Erosion die weichen Gesteine fortgetragen, den harten Basalt aber stehen gelassen, der dann den Untergrund für die Burg bildete. Waldeck ist eine der ältesten Burgen in der Oberpfalz und wurde 1124 erstmals urkundlich erwähnt. Sie war im Besitz der Landgrafen von Leuchtenberg, die die Burg aber 1283 mitsamt Teilen der umliegenden Herrschaft Waldeck an den Herzog Ludwig von Bayern verkauften. Burg Waldeck war an strategisch wichtiger Stelle errichtet: Sie lag an der bedeutenden Handelsstraße von Würzburg nach Eger. So konnte für Kaufleute, die damals durch das Kemnather Gebiet zogen – natürlich gegen klingende Münze – Begleitschutz gegen Wegelagerer gewährleistet werden. Dies war übrigens ein Kemnather Privileg und dessen wichtigste Einnahmequelle.

Anmerkung: Ein Modell der Burg soll sich - dank des sehr rührigen Heimt- und Kulturvereines, der sich auch sehr für die Sanierungsarbeiten (Freilegen von Bewuchs, Ausgrabungen und Restaurierungen) an der Burg selbst einsetzt - in einem Holzhaus am Kalvarienberg befinden und dort von außen besichtigt werden können)

Die Burg Waldeck wurde freiwillig den belagernden Schweden übergeben, die dafür zusicherten, die Burg nicht zu zerstören.

Waldeck Burg Stich

Der Heimat- und Kulturverein Waldeck hat in den letzten 30 Jahren die Mauern der Burg– mit Ausnahme des Schlosses, von dem nur noch der befestigte Boden gefunden, dann aber wieder mit Erde bedeckt worden ist – auf den vorgefundenen Fundamenten unter Verwendung der noch vorhandenen Steine auf eine Höhe zwischen etwa 50 cm und über 4 m wieder hochgezogen. Damit sind heute die Ausmaße der Burg gut vorstellbar.

Waldeck Burg Aufgang

Bild: Aufgang zur Burg

Waldeck Burg Basalkegel

Bild: Burgmauern auf dem Basaltkegel

Waldeck Burg Burgfried

Bild: Burgfried Aufgang zur Burg erst 2007

Waldeck Burg Zisterne

Bild: Zisterne entdeckt

Waldeck Burg Räume Westblick

Bild: Blick nach Westen über die Räume

Waldek Burg Räume Westlick 2

Bild: im Hintergrund die Stallungen

Waldeck Burg Stallungen

Bild: Blick auf die ehemalige Stallungen

Waldeck Burg Kirche

Bild: Kirche

Waldeck Ort Heute

Bild: Der Ort Waldeck heute

Waldeck Ort Früher
Waldeck Ort Früher 2

Bild: Die Hügel auf der Südseite lassen das ehemalige Waldeck erahnen

Der Blick auf Waldeck, den wir heute von der Burgruine aus genießen können, bot sich Philipp Jakob damals völlig anders. Während wir heute nach Norden in Richtung B 22 blicken müssen, um nach Waldeck zu sehen, mußte Philipp Jakob damals seinen Blick nach Süden richten: Dort lag nämlich früher der Ort Waldeck. Die Grundrisse der ehemaligen Häuser sind noch als Vertiefungen im Gelände erkennbar. Dem Brand, der in der Nacht zum 25. März 1794 von einem Blitzschlag ausgelöst worden war, fielen alle Häuser zum Opfer. Die Ruinen von Alt-Waldeck wurden abgebrochen und die Steine soweit möglich dazu verwendet, das Dorf an seinem heutigen Standort neu zu errichten.

Auf dieser Burg aber amtierte von 1597 bis noch 1622 der wohledel geborene, gestrenge Herr Philipp Jakob von der Grün als Landrichter und Pfleger. Er war der oberste Beamte im kurpfälzischen Amt Waldeck-Kemnath. Das kurpfälzische Gebiet war kein geschlossenes Herrschaftsgebiet. Es bestand aus zwei größeren Landesteilen, in die wiederum Teile fremder Territorien eingeschlossen waren. Die untere Pfalz mit dem Zentrum Heidelberg zog sich an Rhein und Neckar entlang. Die Obere Pfalz lag im Osten des heitigen Bayern mit der Hauptstsdt Amberg. Beide Teile wurden seit 1329 von Kurfürsten regiert, die sich hauptsächlich in Heidelberg aufhielten. Diese Kurfürsten hatten zur Verwaltung der Oberen Pfalz jeweils Statthalter (z.B. Fürst Christian I. von Anhalt- Bernburg von 1595 bis 1620), die ihren Sitz in Amberg hatten. Amberg war im Mittelalter ein bedeutender Umschlagplatz für Eisen und Eisenerz und galt als blühendes Ruhrgebiet des Mittelalters. Die Untere Pfalz hingegen war eher landwirtschaftlich geprägt.

Als Landrichter von Waldeck ritt Philipp Jakob hoch zu Roß in Begleitung von Unterbeamten durch seinen Amtsbezirk, hielt Amtsverhöre in Kemnath ab ( im Jahr 1621 z.B. 30 Amtserhöre) oder reiste zum Vitztumamt ( vicedomus = der vom jeweils regierenden Fürsten eingesetzte Verwalter) Amberg. Die bei diesen Reisen angefallenen Spesen von 50 fl im Jahr 1621 wurden natürlich gesondert vergütet und nicht auf sein Jahreseikommen von 200 fl. angerechnet. ) Auch für die Ausbesserungsarbeiten am Schloss Waldeck, die sich 1621 auf 40 Gulden beliefen, hatte Philipp Jakob nicht zu tragen. Bei den angesprochenen Arbeiten waren z.B. 49 Zimmerleute eingesetzt, die pro Tag 12 Pfennige Kostgeld erhielten.

Philipp Jakob war vermählt mit Sabine Elisabeth von Thürling zu Thierlstein (389). Aus dieser Ehe entsprangen vier Söhne und drei Töchter. Aus der Hinterlassenschaft seines Vaters Hans (375) war ihm Weihersberg zugefallen. Dort hatte er einen Hausvogt aufgestellt. Um einen Zehentstreit beizulegen, kaufte er 1615 vom Pfarrer in Pressath gegen 40 fl. jährlichen Zins den Zehent von Weihersberg mit 800 fl. Schuldverschreibungen. Da er, wie die meisten Bewohner in der Oberen Pfalz lutherischen Glaubens war, ließ er aus der Kapelle am Schloss Weihersberg ein Badstüblein machen. 1614 empfing er für sich und seine Brüder die Burghut (= ritterlicher Dienst zur Behütung der Burg eines Landesherrn) an der Veste Rotenberg bei Schnaittach und 1619 eine Behausung mit drei Fleischbänken zu Bärnau, dann die Öde zu Hermannsreuth, auf welcher er sich schließlich einen Ansitz erbaute. Hermannsreuth liegt gut 50 km östlich nahe der Grenze zu Böhmen. Ich habe diesen Ort noch nicht besucht, glaube aber nicht, dass sich hier noch Reste des Ansitzes finden lassen.

Philipp Jakob war vermögend und genoss große Achtung. Seine Amtszeit fiel zunächst in eine friedliche Periode.

Dann aber kam Unglück über die Familie: Philipp Jakob war Anhänger des „Luthertums“, sein Kurfürst und König Friedrich V. Anhänger der Lehre von Calvin. Nachdem sich die Bürger von Kemnath 1547 zunächst für die Lehren Luthers entschieden hatten, mußten sie auf obrigkeitlichen Druck 1583 zum nüchternen und sittenstrengen „Calvinismus“ konvertieren . Bald stand jedoch erneut innerhalb von weniger als einhundert Jahren ein Religionswechsel bevor:

Am 8.11.1620 findet auf dem nur 38 m hohen Weißen Berg westlich von Prag eine Schlacht statt, in der sich das Schicksal zweier Wittelsbacher entscheidet. Herzog Maximilian von Bayern besiegt mit seinem niederländischen Feldherrn Tilly das Heer des pfälzischen Kurfürsten Friedrich. Diesen hatten die Protestanten am 26./27.8.1619 an Stelle des wenige Tage zuvor abgesetzten Habsburgers Ferdinand II. zu König Friedrich V. (Winterkönig) gewählt. Damit endet die kurpfälzische Herrschaft über die Oberpfalz, weil das Gebiet 1621 von Herzog Maximilian von Bayern im Auftrag des Kaisers erobert und damit wieder katholisch werden mußte. Offiziell kam die Oberpfalz 1628, also erst nach sieben Jahren, wieder zum bayerisch-wittelsbachischen Staatsverband. Im Zuge dieses Herrschafts- und Religionswechsels wurde dem Landrichter Philipp Jakob am 12.12.1624 eröffnet, dass er abgesetzt sei und angekündigt, dass seine Ersetzung durch Dr. jur. Otto Forstenhäuser erfolge. Die oberpfälzischen Landsassen (selbst kleine Grundherren, die kleine Gütlein besaßen) protestierten gegen diese Maßnahme, da der Hofrichter und die Hofgerichtsassessoren nach altem Herkommen Landsassen von Adel sein mußten. Infolgedessen zog sich seine Absetzung bis zu seinem Tode hinaus. Am 28. 12. 1625 starb der Landrichter Philipp Jakob im Alter von 55 Jahren.

Als Ergänzung folgt noch die Geschichte der Witwe des Philipp Jakob (388) und den Kindern

Seine Witwe Sabine Elisabeth (389) blieb vorläufig in Herrmannsreuth wohnen. Der neue Landesherr, Herzog Maximilian von Bayern, verlangte jedoch von allen Untertanen, zur katholischen Religion zurückzukehren, andernfalls würden sie des Landes verwiesen. Die Witwe Sabine Elisabeth mußte daher als standhafte Protestantin Weihersberg zusammen mit ihren Kindern verlassen. Sie ging 1628 nach Nürnberg und fand zunächst Unterschlupf bei der Familie Löffelholz. 1629 wurde das Einkommen der Witwe und ihrer Kinder gesperrt. Das Steuerbuch des Jahres 1630 verlautet:

„Weihersberg, durchgehendes Lehen, sonsten mit aller Botmäßigkeit der Frauen, annitzo aber, weilen sie emigrieret, zum Amt Waldeck gezogen worden.“ „Weil die Frau Wittib mit samt ihren Kindern sich außer Landes ins Exil begeben mußte, so ist ein Halbbauer oder Beständner auf das Gut Weihersberg bestellt worden.“

Am 12.7.1632 verstarb Sabine Elisabeth (389) in Weiden.

Alle ihre vier Söhne verschollen im 30-jährigen Krieg.

Der Kastner von Kemnath schreibt zu diesen Söhnen im Jahre 1644:

Der älteste Bruder Hans Georg (390) hat sich vor 16 oder 17 Jahren neben Wolf Friedrich Muffel, anjetzt Obristleutnant und Kommandant zu Ham in Sachsen, und anderen Jungen von Adel in das Niederländische Kriegswesen begeben und ist daselbst umgekommen; er starb in Nürnberg und liegt dort begraben.

Philipp Jakob (391) aber ist etlich Jahr dem Studium in Frankreich und andern Orten nachgezogen, anno 1634 aber ist er herausgekommen und hat sich zu Weihersberg eine Zeitlang aufgehalten zu derselben Zeit, da der General Wahl selig Neuhaus eingenommen und dann vor Hersbruck gerückt ist. Als von der Grün sich von Weihersberg wieder abweg nach Nürnberg begeben wollte, ist er allen Umständen und Vermutungen nach unter die dort bei der Okkupierung der Stadt Hersbruck sich befindlichen Kroaten gekommen und von diesen außer allem Zweifel kaputt gemacht worden. Die zwei noch ledigen Schwestern auf Weihersberg haben bald darauf nach Nürnberg geschrieben an ihre aus der Pfalz emigrierten Freunde, zu welchen ihr Bruder wollte, aber nicht dahin gekommen ist. Trotzdem man die Erfahrung seinethalber einziehen wollte, hat man von ihm dann die ganze Zeit her nichts mehr gehört, sondern ist vielmehr tot als lebendig gehalten worden.

Desgleichen verhält es sich auch mit den zwei jüngsten Brüdern Gerhart Siegmund (393) und Hans Ernreich (392), welche sich auch vor 13 oder 14 Jahren von hinnen in das Kriegswesen geschwungen; sie waren mit Freund und feindlichen Völkern in die Pfalz gekommen und man hat von ihnen auch nichts mehr gehört; es ist insgeheim dafürgehalten worden, dass sie beide im Krieg umgekommen sind. Einmal wurde den Jungfrauen auf Weihersberg zugeschrieben, dass einer ihrer Brüder noch am Leben sei. Nämlich Hans Ernreich bei dem Grafen von Rittberg, dem er gedient, aber 7 Jahre nach dieser Nachricht hat man wieder nichts Gewisses von ihm erfahren.

Damit war die Familie von der Grün auf Weihersberg im Mannesstamm erloschen.

Von den drei Schwestern ist zu berichten:

Sabina Barbara (395), Marianne Domocilla (394) und Anna Maria (396) hatten sehr große finanzielle Sorgen. Ihre vier Brüder hatten sich nach dem Tode des Vaters Philipp Jakob (388) wenig um ihre Lehenpflicht gekümmert. Es bestand seit 1624 immer noch eine Schuld von 4000 fl, die als Erbgebührnis (Ablösung) des Hans von der Grün zu Trautenburg zu zahlen war. Dazu kamen jetzt die vier Todesfälle der Brüder mit 200 fl. Im Jahre 1644 wurden die drei Schwestern gefragt, ob sie imstande wären, die Lehenschuld zu tilgen. Der Lehenprobst riet dabei den Schwestern, Weihersberg gegen ein Gut zu tauschen, das sie dann zu Eigentum erwerben könnten. Ihr Vetter Hans Georg (384) auf Trautenberg wurde 1640 ebenfalls gefragt, ob nicht er Anspruch auf Weihersberg erheben wolle. Hans Georg konnte aber nicht erreicht werden; er hielt sich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht vor dem Durchzug der kaiserlichen Armee an einem sichereren Ort auf. Erst im September 1641 teilt er mit, dass ihm zwar die Weihersberger von der Grün aus einem im Jahre 1624 abgeschlossenen Vergleich noch einen Geldbetrag schulden, dass er aber erst nach seinen Basen eine Anwartschaft auf Weihersberg habe.

1644 heiratet Sabina Barbara (395) heiratet den markgräflichen Kammerjunker Friedrich Tobias von Rabenstein. Ihr Bild befindet sich auf der Burg Rabenstein; ihre Geschichte wird in Erikas Buch Anlage 1: „Die reiche Braut aus der Oberpfalz“ erzählt. Ihr Mann bat schließlich 1648 um Belehnung mit Weihersberg anstatt seiner Ehefrau Sabina Barbara und der beiden Schwägerinnen.

Marianne Domicilla (394) war bereits mit Wolf Christoph Mendel von Steinfels und Gmünd (458) verheiratet; sie verstarb 1649.

Die jüngste Schwester Anna Maria (396) ließ zunächst das Haushalten durch einen Halbbauern bestellen und „weil die Güter noch nicht verteilt, ist der Schwager, der Rabensteiner (Tobias von Rabenstein) ab und zu von Bayreuth bis hierher geritten, sonderlich des Fischens und Besetzens, hat Anordnung getroffen und mit den Untertanen (in Zessau) Stift und Abrechnung gehalten.“

Über das vieljährige Kriegsunheil, das über die Gegend hereingebrochen war – wir befinden uns mitten im 30-jährigen Krieg - berichtet 1640 der Lehenprobst Joh. Raidt von Pressath:

Der Untertanen zu Zessau sind gar wenige, verstorben und verdorben und öde Güter.

Anna Maria (396) schreibt am 2.4.1649:

„Weil das Rittergut Weihersberg, wie der Augenschein noch gibt, bei diesem verderblichen, langwirrigen Kriegswesen aufs äußerste ruiniert ist worden, dass solchen ohne große Unkosten nicht wieder abzuhelfen ist, habe ich derzeit nicht 50 Taler bar Geld, geschweige ich vermöchte die schuldigen Lehensgefälle (Anm: für die Todesfälle der vier Brüder 200 fl) zu beheben. Der ältere Bau (Flügel) des Schlosses war eingeäschert. „Die noch übrigen Mannschaften sind dergestalt verarmt, erschöpft, und ausgesaugt worden, dass alles auf die Einquartierung , Durchzüg und Kontribution gegangen ist und die Grünsche Tochter fast nicht zu ihrem unentbehrlichen Unterhalt davon haben konnte. Wie der Königsmark Waldeck eingenommen, ist selbigsmal ein Jammer und Elend allhier anzusehen gewesen, dass es wohl manchen gegraust hätte.“

Anna Maria (396) heiratete im Jahre 1649 Hans Wilhelm von Hirschberg (397), einen Abkommen des Stadtgeschlechts der Heinzen von (der böhmischen Stadt) Hirschberg. Am 17. 4. 1650 oder 1651 erwirbt Anna Maria erwirbt Anna Maria das Gut Weihersberg durch Kauf. Dabei kommt folgender Kaufkontrakt und Vergleich zustande:

1) v. Hirschberg und seine Ehefrau für sich und all ihre Nachkommen erhält das Gut Weihersberg als Eigentum gegen 4000 fl, welche an Hansen v. d. Grün (zu Trautenberg)hinterbliebene Erben zu verzinsen und nach und nach zu bezahlen sind.
2) v. Hirschberg hat an den Rabensteiner 500 fl bar bezahlt und soll nächsten Martinitag noch 300 fl, dann kommende Ostern noch 200 fl erlegen.
3) Die Frau des von Hirschberg soll 1000 fl als ihr Heiratsgut inhanden behalten und 500 fl Kleidergeld. 200 fl hat ihr von Hirschberg für ausständige Zinsen bereits bezahlt.
4) Hirschberg hat die leuchtenbergische Lehenherrschaft zu vergnügen (575 fl Lehenfall).
5) Er hat dem Rabensteiner 150 fl Leihkauf und dessen Frau 500 fl Kleidergeld zu behändigen.

1658 wurde Hans Wilhelm v. Hirschberg »trägerweis« an statt seiner Ehefrau und Schwägerinnen mit Weihersberg belehnt. Da sich seine Frau ihrer „widerwärtigen unkatholischen Religion“ halber in diesem Land der oberen Pfalz die wenigste Zeit aufhalten durfte, kaufte er noch zu Filchendorf im Markgräfischen einen Hof. Sein Bruder Joh. Ernst v. Hirschberg war zu Kemnath Landleutnant oder Kommandant der vom Kurfürsten Max gegründeten Landmiliz.

Von Hirschberg schreibt:

Es waren die Schulden so hoch aufgewachsen; daß die Mendlin nicht einen Heller bekommen und wenn nicht Rabensteiner sich erboten hätte, ein Leidentliches nach und nach zu nehmen, so hätten wir das Gut Weihersberg gar nicht begehrt.

Der Anteil der Mendl in Steinfels war aber geldlich längst abgelöst. Durch den Kauf war das Lehen in Wahrheit an ein anderes Geschlecht gekommen. 1662 wurde dem Hirschberg wegen Nichtbezahlung der Lehenfälle der persönliche Arrest und die Pfändung angedroht. Der Streit um die Lehenausstände (1684 laut Aufstellung 967 fl) nahm kein Ende.

1684 starb die Ehefrau Anna Maria, geb. v. d. Grün.

Ihre Tochter Juliane Christiane von Heinitz (398) heiratet Johann Christoph Gottfried von Hirschberg (456).

Ende

Literatur:

Josef Scheidler, Kastl „Vom Landrichter Philipp Jakob v. d. Grün und seiner Familie“ in „Heimat“, Beilage der Kemnather Zeitung, des Heimatblattes für den Landkreis Kemnath und Umgebung vom 24.1.1953 Blatt 164

Hermann Freiherr von Reitzenstein „Geschichte der Familie von Reitzenstein“, 1891 S. 303 – 308

Hans Nikol „Kurz gefaßte Geschichte des alten Geschlechts der von der Grün“ in „Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau“, 71. Jahrgang Heft 2, Februar 1983 S. 33 – 40.

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