In diesem Jahr trafen wir uns zum 20. Familientreffen der von der Grün´s in Lauf an der Pegnitz.
Bild vom Familientreffen 2015, Foto Thomas von der Grün
Thema dieses Jahr war Johann Christoph von der Grün (1603 – 1666). Er war Oberst und Generaladjutant des Herzogs Bernhard von Weimar und kaufte im Laufe seines bewegten Lebens das Schloss Bottmingen bei Basel, das heute noch besichtigt werden kann. Zwischen Freiburg und Straßburg in seinem Schloss in Nonnenweier beschloss er sein Leben. Helmut konnte Johann Christoph mit seiner Ahnenlinie in den Stammbaum der Familie von der Grün eingliedern und berichtete in seinem Vortrag auf dem Familientreffen über das Leben von Johann Christoph und die neuesten Erkenntnisse der Familienforschung. Zu lesen hier als pdf.
20. Familientreffen am 24. Oktober 2015 in Lauf / Pegnitz
Helmut von der Grün
Johann Christoph von der Grün
Georg von der Grün (†1962), Lehrer aus Vaterstätten und unser erster bekannter Familienforscher hatte jahrelang über Johann Christoph von der Grün (1163) recherchiert. 1925 war dann seine Abhandlung fertiggestellt. Georg hatte im Rahmen von zahlreichen Familientreffen im Mautkeller in Nürnberg und den ab 1920 bis 1926 sowie 1961 versandten Familiennachrichten die Familienmitglieder immer auf dem Laufenden über seine Forschungsergebnisse gehalten.
Bild 1 Johann Christoph von der Grün (1603 – 1666)
Oberst und Generaladjutant des Herzogs Bernhard von Weimar
Foto Bianca von der Grün
Im Jahr 1925 wurde Georgs Abhandlung im Kalender des Vereins für Heimatpflege im oberen Naabgau auf den Seiten 76 bis 79 abgedruckt. Außerdem war sie damals auch als Sonderdruck erhältlich.
Heute sind Georgs Forschungsunterlagen im Archiv des Bayerischen Landesamts für Familienforschung in München in sechs Kartons mit insgesamt 31 Mappen eingelagert.
Bild 2 Stammtafel für Johann Christoph
Quelle Thomas von der Grün
Bild 3 Nachlass Georg von der Grün Mappe 3 (Karton 1)
Die Mappen 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 15, 18, 22, 23, 24, 25 und 31enthalten Informationen zur Familie von der Grün.
Der Karton 1 (Mappe 3) befasst sich im Wesentlichen mit den von Johann Christoph eigenhändig verfassten Schriftsätzen. Ein Originalschreiben des Johann Christoph folgt
Auffallend ist die sehr schwungvolle Schrift. Auch seine Unterschrift deutet darauf hin, dass er eine gehobene Stellung innehatte.
Bild 4 Schriftsatz von Johann Christoph
Bild 5 Unterschrift Johann Christoph
Almuth und Wolfgang haben sich der Mühe unterzogen, die für die Familie relevanten Unterlagen aus dem ersten Karton zu fotografieren. Sie haben die Bilder übermittelt. Leider können aber – mit Ausnahme der gedruckten Werke – immer nur Bruchstücke davon entziffern werden. Die Schrift des Georg, die er bei seinen Aufzeichnungen verwendet hat, ist oft sehr schwer lesbar, zumal er manchmal auch eine Art Kurzschrift verwendet hatte.
Bild 6 Almuth mit den Unterlagen aus dem Staatsarchiv
Foto Wolfgang von der Grün
Glücklicherweise haben Dr. Erika (†2004) und Konrad Hubertus von der Grün (†2005), die ebenfalls jahrzehntelang die Erforschung der Familie betrieben hatten, ehe sie zu einem unvergesslichen Familientreffen 1996 in Thurnau zum 750-jährigen Bestehen der von der Grün eingeladen hatten, ihr in vielen Jahren angesammeltes Wissen auch in einem Buch festhielten. Im Jahr 2000 war es endlich soweit. Damit war sichergestellt, dass das bisher angesammelte Wissen nicht verloren ging.
Wir finden das von Georg angesammelte Material zu Johann Christoph von der Grün auszugsweise auf Seite 8 ihres Buches, auf das ich heute ebenfalls Bezug nehmen möchte:
Georg von der Grün weist in seinem o.g. Werk zunächst darauf hin, dass bei der Einordnung unseres Johann Christoph (1163) in die Stammlinien nicht der Fehler begangen werden dürfe seinen Ur-Großvater Christophus (357) mit Hans Christoph (387), von dem beim 14. Familientreffen 2014 die Rede war, zu verwechseln. Hans Christoph war Kanzler des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und ist 1622 in Heidelberg verstorben.
Unser Johann Christoph (1163) war bisher in der Stammtafel nicht aufgeführt. Das wurde nun nachgeholt.
1. Die Stammlinie zu Johann Christoph beginnt bei seinem Urgroßvater
Christophus (357)
Kammerherr, Unterleups, gestorben 1511, verheiratet mit Gertrud, geborene Hainolt (358), gestorben 1540.
2. Sie waren die Eltern von 10 Kindern, u.a. des
Wolf von der Grün (408).
Von ihm berichtet Georg, dass er schon 1583 ein riesiges Vermögen von 2400 fl (=florin oder
florinus = Gulden) versteuerte und nach dem Wehrregister mit einer ganzen Rüstung und
einem Schlachtschwert über eine Bewaffnung verfügte, wie sie kein anderer Pressather besaß.
3. Wolf wiederum war Vater eines Sohnes namens
Joachim von der Grün ( 1162)
Dieser Joachim von der Grün besaß nach den Ermittlungen von Georg in den Jahren 1602 –
1616 ein Vermögen von 2813 fl . Er hatte laut den Musterungsbüchern von Pressath eine
militärische Karriere durchlaufen vom Fähnrich über Leutnant zum Wachtmeister,
Feldwaibel, Fourier (für die Verpflegung und Unterkunft zuständiger Unteroffizier),
Musterschreiber (führte und überwachte die Musterungslisten) und gemeine Waibel
(Unteroffizier, Sergeant).
Im Zuge der Gegenreformation musste Joachim 1628 seine Heimat verlassen, da er seinen
evangelischen Glauben nicht aufgeben wollte. Er fand bei der Familie Löffelholz in Nürnberg
Asyl.
4. Joachim wiederum war der Vater des
Johann Christoph (1163)
auf den sich die Nachforschungen des Familienforschers Georg hauptsächlich konzentrierten.
Christoph wurde am 18. März 1603 geboren. Sein Geburtsort war „in der Oberen Pfalz“, ist
also vermutlich ebenfalls mit Pressath anzusetzen.
5. Johann Christoph (1163) und seine Ehefrau Anna Amalia von der Sachsen (1164)
hinterließen zwei Kinder
a) Johann Christoph (1165) Dieser vermählte sich mit Sophia Dorothea von
Crailsheim (1168). Johann Christoph starb 1680 als Amtmann zu Lahr. Da die Ehe
kinderlos war, erlosch damit diese Linie im Mannesstamme.
b) Tochter (Vorname unbekannt) (1166) war mit Philipp Wolfgang Zorn von
Plobsheim (1167) vermählt.
Damit ist diese Linie im Stammbaum der von der Grüns erloschen.
Doch zum Leben des Johann Christoph (1163):
1613, im Alter von 10 Jahren, kam er zunächst in die Klosterschule in Amberg und später in das Kollegium in Sulzbach. „Nach kurzem Studienaufenthalt in Altdorf bildete er sich, der Sitte der Zeit entsprechend, durch Reisen. Zuerst ging er nach Österreich, Schlesien, Böhmen, Mähren, Steiermark und Ungarn. Dann bereiste er mit dem Freiherrn Johann Carl von Gloyach ganz Deutschland und Flandern, um dann in Ulm, Tübingen und Straßburg seine Studien fortzusetzen. Doch schon im Jahre 1627 riss den 24-jährigen Jüngling das Schicksal in den Strudel des Krieges.“ (Georg von der Grün: Johann Christoph von der Grün aaO).
Schon 1627 begann seine militärische Laufbahn; er ließ sich als Korporal anwerben. Seine
weiteren militärischen Einsätze können aus dem von Georg erstellten Lebenslauf des Johann
Christoph entnommen werden.
Für den Bestand der Familie ist die Tatsache von Bedeutung, dass Johann Christoph in Erfurt,
wo er sich krankheitshalber aufhalten musste, die Bekanntschaft von Anna Amalia von der
Sachsen (1164), die Tochter des Johann von der Sachsen kennenlernte, die er am 23. Oktober
1632 heiratete.
Im Jahr 1639 übertrug ihm der Herzog Bernhard von Weimar als Vertrauensstellung das Kommando über die Grenzfestung Jour in Oberburgund, von dem er aber 1646 wieder abgelöst wurde. Als Ersatz wurde ihm die Stadt Hagenau übertragen, die er jedoch bald mit der Stadt Thann vertauschte.
Plötzlich entstanden Gerüchte, Christoph hielte nicht mehr des Königs Partei. Man setzte ihn gefangen und misshandelte ihn. Nur unter großen Vermögensverlusten wurde er wieder freigelassen. Er verfasste eine Verteidigungsschrift, die er sogar drucken ließ. Seine frühere Stellung konnte er trotzdem nicht wiedererlangen. Erbittert zog er sich auf Schloss Bottmingen im Kanton Basel zurück, das er inzwischen erworben hatte.
Bilder 7 und 8 Lage Schloss Bottmingen
Quelle Google Maps
Bild 9 Schloss heute
Foto Bianca von der Grün
Dieses Bild zeigt das Schloss aus dem 13. Jahrhundert in seiner heutigen Pracht. Eigentümer des Schlosses ist nun der Kanton Basel-Landschaft, der das Schloss seit 1957 als Restaurant verpachtet hat. Interessiert ist, wie das wohl im 14. Jh. erbaute Schloss zu Zeiten des Erwerbs durch Johann Christoph, also 1645, ausgesehen haben mag. In seinem Aufsatz „Neues über das Schloss Bottmingen“ in „Freiwillige Basler Denkmalpflege 1945/1946“ aus dem Jahr 1948 geht C .A. Müller dieser Frage nach.
Bilder 10-12 Schloss aus der Zeit von Johann Christoph und danach
Quelle Freiwillige Basler Denkmalpflege 1945/46
In diesem Aufsatz zeigt uns Müller das Wasserschloss im mittelalterlichen Bauzustand (Inselburg mit 4 Ecktürmen), wie ihn Johann Christoph beim Erwerb wohl vorgefunden hatte. Umgehend ließ Christoph die Wasserburg im Stil des deutschen Frühbarocks umbauen; die Hauptfassade erhielt einen muschelbekrönten Giebel. An der Eingangsseite ließ Christoph einen neuen Gebäudeflügel mit dem noch vorhandenen Volutenflügel über der Torachse errichten
Die Innenräume wurden mit zahlreichen prachtvollen Landschafts- und Portrait-Medaillons
versehen. An den Wänden prangten dereinst über 20 Tafeln solcher Portraits, die sämtliche
Fürsten und Feldherrn der protestantischen Partei im Dreißigjährigen Krieg zeigten, wobei
deren Bildrand zum Teil auch mit Namen versehen war, wie z.B. bei unserem Johann
Christoph. In Bottmingen verfasste übrigens Johann Christoph auch seine 32-jährige Reichsund Kriegsexpeditionsgeschichte, deren erster Teil mit 1037 Folioseiten noch heute erhalten
ist.
Außen- sowie Innenansichten des Schlosses Bottmingen heute sind im Internet zu finden
unter http://www.swisscastles.ch/Basel/bottmingen.html
Wie kam es eigentlich dazu, dass Johann Christoph das Schloss überhaupt erwerben konnte? Die Wasserburg war für die Stadt Basel wohl strategisch als Außenbollwerk sehr wichtig. Als die Stadt Basel 1519 die Burg verkaufte, musste sich der Erwerber gegenüber der Stadt verpflichten, die immensen Kosten des Bauunterhalts zu übernehmen und ihn nicht zu vernachlässigen. Mit dem Erwerb war aber nicht die Herrschaft über das Dorf Bottmingen verbunden. Gegenstand des Kaufes war ausschließlich die Wasserburg selbst. Letztere warf aber, wie der ständige Wechsel der Burgherrn zeigt, nie irgendwelche Überschüsse ab, sondern war im Gegenteil immer nur mit hohen Unterhaltungskosten verbunden, also eine völlig ungeeignete Geldanlage. Wenn Bauer in seinem oben zitierten Aufsatz Johann Christoph als „geldgierig“ bezeichnet, so kann er in keinem Fall den Erwerb der Burg als Beweis für seine Einstufung anführen. Das Schicksal der Weiherburg war, wie die Geschichte zeigt, mit einem ständigen Eigentümerwechsel verbunden. So konnte z.B. 1628 der damalige Schlossbesitzer wiederum seinen Unterhaltungsverpflichtungen am Gebäude aus Geldmangel nicht mehr nachkommen. Es kam zur öffentlichen Versteigerung. Den Zuschlag erhielt ein Basler Bürger, der dann aber ebenfalls die hohen Unkosten nicht aufbringen konnte und deshalb froh war, als sich 1643 Johann Christoph als Käufer meldete.
Andere Beweggründe mögen 1663 beim Erwerb der vier bei Lahr in Baden gelegenen Dorfschaften Nonnenweier und Niederhausen, sowie einen 1/3 Anteil von Wittenweier und 1/3 Anteil von Allmannsweier durch Johann Christoph um 24 000 Gulden vorgelegen haben.
Bilder 13 und 14 Lage Nonnenweier
Quelle Google Maps
Bild 15 Blick auf die Kirche in Nonnenweier
Foto Bianca von der Grün
Bild 16 Kirche und letzte Ruhestätte des Johann Christoph
Foto Bianca von der Grün
Bild 17 Altarraum Kirche Nonnenweier
Foto Bianca von der Grün
Bild 18 Gedenktafel Kirche Nonnenweier Foto Bianca von der Grün
In Nonnenweier wurde 1661 ein Heilbrunnen entdeckt; vielleicht ein Grund, warum sich Johann Christoph zum Kauf entschloss und dort umgehend ein Schloss bauen ließ.
Am 21.12.1666 starb Johann Christoph in seinem neuen Schloss zu Nonnenweier. Die Gründe, warum er für seine letzte Ruhestätte nicht Bottmingen wählte, sondern Nonnenweier, sind unbekannt. Möglicherweise hätte die Stadt Basel auf Druck des Basler Fürstbischofs ebenfalls ein Veto eingelegt, wie sie es bei einem früheren Vorbesitzer des Schlosses schon einmal getan hatte. Obgleich dessen evangelische Frau noch in Allschwille beigesetzt werden durfte, wurde ihm das mit Blick auf seine Konfession verwehrt. Das dortige Gebiet war nämlich schon vor 1631 wieder zum alten katholischen Glauben zurückgekehrt. Möglicherweise befürchtete Johann Christoph, der nach wie vor dem Evangelischen Glauben anhing, ein gleiches Schicksal.
Johann Christoph wurde in der Kirche von Nonnenweier beigesetzt, wo ein Grabstein mit seinem Wappen und dem seiner Gemahlin, sowie ein Grabmal im Friedhof von Nonnenweier noch heute erhalten sind. Ludwig, der Vater von Willi und Großvater von Bianca, hatte noch 1968 die Bestätigung des Evangelischen Pfarrers von Nonnenweier erhalten, dass in der damals renovierten Dorfkirche der Grabstein des Johann Christoph vorhanden sei. Das ehemalige Schloss Nonnenweier dient heute als Mutterhaus der evangelischen Kirche in Nonnenweier.
Bild 19 Gedenktafel des Johann Christoph
Foto Bianca von der Grün
Bild 20 Wappen auf der Gedenktafel
Foto Bianca von der Grün
Bild 21 Text Gedenktafel
Foto Bianca von der Grün
Die Kinder des Johann Christoph, Johann Christoph (1165) und seine Schwester (1166), deren Namen unbekannt ist, gerieten nach seinem Tod über Schloss Bottmingen in heftigen Streit. Angeblich habe das Testament des Vaters den Sohn gegenüber der Tochter zu sehr begünstigt. Beide haben aber selbst zu keiner Zeit in Bottmingen gewohnt. Der Zwist zog sich bis 1673 hin. Schließlich setzte die Stadt Basel eine öffentliche Versteigerung an, vermutlich, weil sie die Funktion des Wasserschlosses als Bollwerk im Falle einer Bedrohung der Stadt Basel sicherstellen wollte. Die beiden Erben wehrten sich zwar gegen dieses Vorgehen der Stadt, jedoch wohl nicht energisch genug und so erstand ein Basler Bürger das Schloss Bottmingen.
Von seiner Beisetzung finden wir in Georgs Unterlagen die Leichenpredigt an Christophs Grab (Fotos 332 – 344 von Almuth aus dem Staatsarchiv in München), eine Abhandlung über „das selige Geschlecht der Edlen von der Grün“ (Fotos 345 – 346), den Triplex mominis Status – Ad superiorem Concionen accommodatus (Foto 347 – 349) sowie die umfangreiche Leichenpredigt (Foto 350 – 363).
Helmut von der Grün, Lauf 2015