In diesem Jahr trafen wir uns zum 14. Familientreffen der von der Grün´s in Lauf an der Pegnitz.
Bild vom Familientreffen 2009, Foto Thomas von der Grün
Diese Ausführungen sind unten zu lesen und hier als pdf Download zu finden.
14. Familientreffen am 26. September 2009 in Lauf
Das Leben der von der Grün´s in der Zeit der Gegenreformation am Beispiel von Hans aus Trautenberg und Hans Christoph, dem kurpfälzischen Kanzler
Helmut von der Grün, 20.08.09.
Im letzten Jahr habe ich Ihnen von dem Landrichter Philipp Jakob (388) und dessen Nachkommen sowie seinem Bruder Balthasar (457) berichtet, der als Rittmeister in Ungarn beim Türkenkrieg am 28.11.1598 gefallen war. Heute möchte ich auf die beiden anderen Brüder näher eingehen und zwar auf Hans (378) und Hans Christoph (387). Wir erinnern uns, dass der Vater - ebenfalls Hans (375) genannt – seinen Nachkommen, den vier Söhnen und den vier Töchtern ein erhebliches Vermögen hinterlassen hat, das im wesentlichen aus dem Gewinn resultierte, den die Hammerwerke abwarfen, die nunmehr schon in der siebten Generation betrieben wurden. Hierzu gehörte neben dem Hammer Rothenbruck (nebst dem Thürnhof und dem Polsterhof bei Engenthal) auch das Gut Weihersberg nebst den Dörfern Oberpfaffenreuth, Zessau und dem Geigenhammer.
Bild 1 Stammtafel mit Hans (378) und Hans Christoph (387)
A. Hans (378)
Bei der Erbschaftsteilung 1590 erhielt Hans (378) den Hammer zu Rothenbruck allein; die drei Brüder Hans Christoph (387) Philipp Jakob (388) und Balthasar (457) erhielten gemeinsam das Gut Weihersberg mit Zugehörungen.
Den Hammer Rothenbruck aber verkaufte Hans (378) bald und behielt nur das Hammergut Finstermühle, das er bereits 1588 um 1500 Gulden von Fritz Rodler gekauft hatte, das er dann aber doch am 5. Oktober 1596 veräußerte.
Bild 2 Landkarte Burggrub und Trautenberg
Alle vier Brüder gemeinsam erwarben am 14. Oktober 1596 Wetzelsdorf (sieben Höfe und eine Herberge), den Sitz Burggrub am 3. Januar 1598 und den Sitz Trautenberg bei Erbendorf im Juni 1597 (beides brandenburgische Lehen) und den Inglashof (Inglashof) bei Erbendorf (ein leuchtenbergisches Lehen).
Für seinen Anteil an diesen erheblichen Erwerbungen musste sich Hans (378) erst das Geld beschaffen. Er erinnerte sich, dass er der fürstlichen Rentkammer zu Amberg in den Jahren 1593 bis 1595 Darlehen über insgesamt 3000 Gulden gewährt hatte. Dabei hatte er insgeheim gehofft, ebenso wie seine Brüder ein Amt in den Diensten des Kurfürsten eingeräumt und verschrieben zu erhalten. Daraus war aber bisher nichts geworden, obwohl er sich am 1. Januar 1594 erboten hatte, noch weitere 7000 Gulden als Darlehen zu leisten. Dabei hatte er sogar ein Anerbieten des Markgrafen Georg Friedrich von Bayreuth, in dessen Dienste zu treten, abgelehnt. Er forderte deshalb einen Teil des Darlehens, nämlich 2000 Gulden, wieder zurück.
Erst 1612 gelang es ihm, das Pflegamt zu Tirschenreuth zu erlangen, das er bis zur Besetzung der Oberpfalz durch Herzog Maximilian von Bayern verwaltete.
Da alle Brüder des Hans (378) sich ihren Studien zuwandten, blieb die Verwaltung der Güter bei ihm (378). Er erhielt daher von den drei Brüdern die Vollmacht, auch die Neuerwerbungen für sie selbständig zu verwalten.
Schon 1373 hatten die Trautenberger in Burggrub, auf mäßiger Anhöhe auf dem rechten Ufer der Fichtelnaab gelegen und damals als „Gruob“ (Grub = Senke) bezeichnet, einen Adelssitz errichtet. Hans von der Grün hatte den Sitz 1597 erworben. Im Jahre 1599 erbaute Hans zu Burggrub an Stelle der kleinen, schon stark verfallenen Burganlage ein neues Schloss, das er dann auch selbst bis zu seinem Tode 1626 bewohnte.
Bild 3 Übersicht Burggrub und Trautenberg
Bild 4 Alte Aufnahme von dem Anwesen in Burggrub
Das Schloss besteht heute leider nicht mehr. Noch 1986 ist es im Band III „Denkmäler in Bayern – Oberpfalz“ S. 278 wie folgt beschrieben:
Haus Nr. 11, ehemaliges Landsassengut, Bau mit hohen Giebeln 1599, Umbauten 18. Jhd. (FlrNr. 362).
Der nunmehrige Eigentümer hatte es mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde vor etwa 30 Jahren abreißen müssen, weil die Restaurierung der in die Jahre gekommenen Anlage eine Unsumme Geldes verschlungen hätte, die nicht aufgebracht werden konnte. Der Eigentümer hatte das Schloss jedoch vorher photographieren lassen und mir gestattet, dass ich das Bild aufnehmen durfte. An der Stelle des Adelssitzes steht heute eine Maschinenhalle. In die Seitenwand ließ der Eigentümer den früher am Schloss angebrachten Wappenstein wieder einsetzen, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Die Inschrift lautet:
Bild 5 Wappenstein in Burggrub
H V D G S O V D
(Hans von der Grün Susanna Oestreicher von Deublitz)
Dieses Haus erbauet wahr als man schrieb 1599 Jahr HVDG
Erhalten von der ehemaligen Schlossanlage ist auch noch ein Teil des Gewölbes in einem Nebengebäude, das heute der Aufzucht von Jungtieren dient. Viele Bauteile des abgebrochenen Schlosses fanden bei der Errichtung der heutigen Anlage wieder Verwendung, z.B. der Treppenaufgang, der sich nunmehr am neuen Wohnhaus befindet.
Bild 6 und 7 Stall und Stallgewölbe in Burggrub
Die Familie von der Grün hatte das Schloss bis 1629 in ihrem Besitz. Ich komme nun zum zweiten 1597 von den vier Brüdern Hans (378), Balthasar (457), Hans Christoph (387) und Philipp Jakob (388) erworbenen Besitz, nämlich nach Trautenberg, im Tal der Fichtelnaab gelegen.
Dort gab es früher eine alte Burg, eine kleine Anlage, die nordöstlich über dem Dorf in halber Bergeshöhe auf einer kleinen, vorspringenden Zunge lag, die nach drei Seiten steil abfällt. Die spätmittelalterliche Burg ist heute nur noch eine Ruine; erhalten ist der tiefe Halsgraben gegen den Berghang und ein ca. 8 m langes Stück der Ring- bzw. Schildmauer (noch ca. 7 m hoch). Die kleine Burg Trautenberg war seit dem 17. Jh. zusehends verfallen. Schutthügel zeigen die Lage der einstigen Gebäude an. Die Burg war der Stammsitz des in der hiesigen Gegend mit Krummennaab, Reuth b. Erbendorf, Lehen und Burggrub, sowie mit anderen Besitzungen begüterten Adelsgeschlechts der Trautenberger. Die meisten dieser Orte verdanken ihre Entstehung diesem von Trautenberg aus in nördlicher Richtung rodenden Geschlecht, das hier wohl seit dem 12. Jh. ansässig war und 1244 erstmals im Gefolge der Landgrafen von Leuchtenberg erscheint.
Bild 8 Mauerrest Burg Trautenberg
Auch zu Trautenberg ließ Hans (378) 1608 ein neues Schloss errichten. Da seit der Erfindung des Schießpulvers und der Verbesserung der Geschütze der Verteidigungswert einer auf einem Berg gelegenen Burg sehr gesunken war und diese Wohnlage außerdem seinen Besitzern zu unbequem wurde, wählte Hans (378) nicht die Stelle der alten Burgruine für seinen Neubau, sondern die bequemere und wohnlichere Tallage zu deren Füßen. Auf feste Mauern und mächtige Türme verzichtete Hans (378); diese hätten ohnedies mehr zum Schmuck als zur Wehr gedient. Das Schloss hatte durch die nach der Seite der Egerstraße vorgelagerten Höhen und, weil durch den Grenzbach Granitz sowie den Mühlbach eine Insellage gebildet wurde, Schutz und notwendige Deckung. Die Burgruine auf dem Berg überließ Hans (378) dem weiteren Verfall.
Bild 9 Trautenberg Lage Google
Bild 10 Schloss Trautenberg Lage
Bild 11 Schloss Trautenberg Fassade
Bild 12 Schloss Trautenberg Fassade und Nebengebäude
Zur Ausführung kam ein zweigeschossiger Bau mit Walmdach. Im Band III, „Denkmäler in Bayern – Oberpfalz“ S. 278 findet sich folgende Beschreibung:
Haus Nr. 5, Schloss, Walmdachbau, im Kern 1608, Außenerscheinung 18,/19, Jhd. und 1933. Dreiseithof, bez. 1770, Ökonomiegebäude 18./19. Jhd. mit Wappen des Vorgängerbaues, bez. 1615, FlNr. 1.
Über der Türe des Schlosses ist noch heute ein Wappenstein eingelassen mit dem Ehewappen Hans von der Grün und Susanna Oestreicher von Deublitz. Darüber lesen wir die Buchstaben HVDG (Hans von der Grün) und SOVD (Susanna Oestreicher von Deublitz).
Bild 13 Wappenstein Schloss Trautenberg
Bild 14 Wappenstein Nebengebäude des Schlosses Trautenberg
Darunter steht auf der 70 cm hohen Quarztafel (schwer zu lesen):
„Alß man geschriben 1608 Jhar dises Hauß durch HVDG erbauet war“.
Am westlichen Nebengebäude befindet sich ebenfalls eine Tafel mit Wappen der Familie von der Grün und die Jahreszahl 1615. Daneben ist übrigens noch das Wappen der Freiherren von Hirschberg mit der Jahreszahl 1769 angebracht.
Das Anwesen war bis 1648 im Besitz der Familie von der Grün. Seit der Verlegung des Sitzes ins Tal ging die Bedeutung von Trautenberg mehr und mehr zurück zu einem Nebensitz, einem reinen Ökonomiebetrieb, wobei sich die Herrschaft nur bei besonderen Anlässen und nur vorübergehend im Sommer dort aufhielt. 1615 wurde z.B. ein Kaspar Schrembl als Pächter (Beständner) genannt. Die zu Trautenberg gehörenden Ländereien waren im Lehenbuch des Markgrafen Georg Friedrich I. genannt. Näheres hierzu kann in dem von J.B. Lehner verfassten Heimatbuch ([6], S. 51) nachgelesen werden.
Bild 15 Schloss Trautenberg Areal mit Haupt- und Nebengebäude
Hans (378) war übrigens zweimal verheiratet und zwar in erster Ehe mit Susanne Österreicher von Deublitz und in zweiter Ehe mit Maria Toss (Thoss) von Erlbeck. Er hatte zwei Söhne, Hans Georg (384) und Pankraz (381), sowie zwei Töchter Anna Maria (385) und Maria Juliana (386). 1612 war es Hans (378) endlich gelungen, auch kurfürstlich pfälzischer Pfleger in Tirschenreuth zu werden, ein Amt, das er allerdings nur bis 1621 wahrnahm, weil dann sein Kurfürst Friedrich V., der „Winterkönig“, in der Schlacht am Weißen Berg sein Land verloren hatte.
Am 1. November 1626 starb Hans (378) zu Burggrub. Seine Witwe Maria, geborene Thoss (Thoss) durfte sich weiter auf Trautenberg aufhalten, weil sie zu Ostern 1629 wieder zum katholischen Glauben konvertierte.
Bei einem Regierungswechsel im 16. Jahrhundert galt – ich erinnere an den Augsburger Religionsfrieden von 1555 – der Grundsatz: „Cuius regio, eius et religio,“ das heißt der Landesherr konnte sein Glaubensbekenntnis auch für seine Untertanen vorschreiben. Das tat denn auch Kurfürst Maximilian von Bayern.
Am 22. Februar 1628 war das Fürstentum Oberpfalz endgültig in den Besitz des Kurfürsten Maximilian von Bayern gekommen, nachdem dieser bereits 1621 als Eroberer in die Oberpfalz einmarschiert war. Er ließ sich die Hauptstadt Amberg übergeben und stationierte nach seinem Abzug Besatzungstruppen.
Am 27. April des Jahres 1628 wurde den Ständen und Untertanen im Zuge der Gegenreformation aufgetragen, sich innerhalb von sechs Monaten zum katholischen Glauben zu bekehren oder aber nach Ablauf dieser Zeit mit Weibern und Kindern, Hab und Gut anderwärts außer Landes Unterkommen zu suchen. Der Ausschuss der Ritterschaft in der Oberpfalz bat am 24. Oktober den Kurfürsten, er möge doch die Frist noch um ein Jahr verlängern. Daraufhin wurde die Frist für den Adel, nicht aber für die Bürger und Bauern, um zwei Monate verlängert und der Neujahrstag 1629 als letzter Termin festgesetzt. Obwohl einige in München die Härte dieses Befehls zu empfinden schienen, beantragte der Geheime Rat dennoch, „man solle den Landsassen, die sich nicht accomodieren, aber auch nicht (im katholischen Glauben) unterweisen lassen wollten, den Abzug an Neujahr auferlegen, mit fünf oder sechs der Halsstarrigsten sofort den Anfang machen, den übrigen aber noch eine Frist bis Ostern 1629 gewähren.“ Der Termin für den Verkauf der Güter wurde auf Ostern 1629 festgelegt. Am 29. Dezember 1628 wurden alle Landsassen, die noch nicht konvertiert hatten, nach Amberg geladen. 69 Landsassen erklärten dort „rund und kathegorisch“, dass sie weder katholisch zu werden noch sich informieren zu lassen gedächten. Sie wurden daher kurze Zeit später des Landes verwiesen. Die übrigen versprachen, zu konvertieren oder sich wenigstens unterweisen zu lassen. Sie erhielten dazu eine Frist ebenfalls bis Ostern 1629.
Die Regierung zu Amberg musste aber am 15. März 1629 dem Geheimen Rat in München berichten, dass kaum ein Drittel der Landsassen sich bekehrt habe. Auch der Verkauf der Güter gehe sehr schleppend voran, weil es für die große Menge der feilstehenden Güter an Käufern fehle. Daraufhin befahl der Geheime Rat, denjenigen, die ihre Güter mit Fleiß zur Abwendung von Käufern „zu hoch spannten und manchmal wohl doppelt schätzten“ ex officio einen billigen Anschlag vorzulegen und, sofern sie keine erheblichen Einreden hätten, die Güter auszufeilen und zu verkaufen, „ganz ohne Zweifel man werde khaum ains oder zway dergleichen exempel statuieren, es werden sich die ybrige bald daran stossen und von selbsten geneigt sein, ihre güetter leydenlicher fayl zubietten und zuuerkhauffen.“ Gegen die anderen, denen es mit der Feilbietung Ernst sei, solle man „mitius (milder) verfahren“ und mit dem offiziellen Verkauf noch warten, sie aber dazu inständig unter Drohungen anhalten.
Betroffen waren von dieser Regelung die beiden Söhne des Hans von der Grün (378), vermutlich aus erster Ehe, Johann Georg (384) und Pankraz (381), die sich 1629 das Erbe teilten. Georg von der Grün schreibt in seiner „Erläuterung zum Bildnis der Sabina Barbara von Rabenstein“ hierzu folgendes:
„Im Zuge dieser Gegenreformation waren die von der Grün´s zum Verlassen der Heimat (und ihrer Besitzungen) gezwungen und verarmten dadurch; denn das Angebot an Adelsgütern war damals sehr groß und die Käufer hielten sich nicht zuletzt auch zurück, um sich die Gunst der Regierung nicht zu verscherzen, welche ja die widerspenstigen lutherischen Adeligen mit Absicht in die Zwangslage gebracht hatte“.
Nach dem Tod von Hans (378) erhielten Johann Georg (384) Trautenberg mit Inglashof, und Pankraz (381) Burggrub.
1. Johann Georg (384)
Hans Georg (384) studierte zu Altdorf und Basel Rechtswissenschaft und war von 1613 bis zum Mai 1629 Beisitzer am Reichskammergericht in Speyer. Dann trat er in den Dienst des Erzbischofs und Kurfürsten von Trier als Rat und als Amtmann von Cochem. Bereits 1629 ist Hans Georg (384) in Amberg unter den Emigranten aufgeführt, da er evangelisch geblieben war.
Sein Lehensherr, Markgraf Christian von Bayreuth, setzte sich am 17. Januar 1629 für ihn ein und bat die Verwaltung in Amberg, man möge ihm die Verwaltung des Gutes Trautenberg durch einen katholischen Richter gestatten. Hans Georg (384) selbst suchte von Nürnberg aus am 2. Mai 1637 nach, ihm nach so langer Abwesenheit die Erlaubnis zu erteilen, sich in Trautenberg auf seinem Gut vorübergehend etliche Wochen aufhalten zu dürfen. Dieser Bitte wurde auch stattgegeben.
Hans Georg (384) hatte sich den Ruf eines Gelehrten erworben. Er starb kinderlos Ende 1647 oder Anfang 1648.
Bereits am 24. März 1648 hatte der Kammerjunker Friedrich Tobias von Rabenstein, der Sabina Barbara (395), eine Tochter von Philipp Jakob (388) geheiratet hatte, das Schloss Trautenberg, ein Fischwasser an der Naab, das Dorf Wetzelsdorf und den 2000 Tagwerke umfassenden Wetzelsdorfer Wald erhalten. Dieses fiel dann 1690 an Hans Wilhelm von Hirschberg auf Weihersberg, der Anna Maria (396), ebenfalls eine Tochter von Philipp Jakob, geheiratet hatte (vgl. Ausführungen zu Thurnau 2008).
2. Pankraz (381)
Pankraz (381) auf Burggrub heiratete 1625 Katharina (382), eine geborene Sauerzapf von Holenstein, die Tochter des Dr. jur. Bartholomäus Sauerzapf und wohlhabende Witwe des Wilhelm Neumayer aus Ettmannsdorf bei Schwandorf. Pankraz (381) war damals Pfleger zu Wetterfeld. Da Pankraz (381) und seine Frau eifrige Protestanten waren und auch bleiben wollten, mussten sie im Zug der Gegenreformation Burggrub am 5. Juli 1629 verkaufen. Dabei hatten sie Glück; denn sie fanden einen Verwandten der Ehefrau als zahlungskräftigen katholischen Käufer und zwar Veit Friedrich Sauerzapf, der 4850 Gulden als Kaufpreis bezahlen konnte.
Pankraz (381) zog nach dem Verkauf von Burggrub auf das Gut seiner Frau in Ettmannsdorf bei Schwandorf. Da sie aber auch dort zahlreichen Plünderungen und Kontributionen ausgesetzt waren, ging das früher so große Vermögen verloren. Pankraz (381) starb 1640, seine Witwe am 2. Februar 1646 in Schwandorf. Sie wurde an der Seite ihres ersten Gatten in der Kirche zu Ettmannsdorf beigesetzt.
B. Hans Christoph (378)
Ich komme nun zum letzten der vier Brüder, Hans Christoph, dem zweiten Sohn von Hans (375) dem Älteren, der 1562 auf Rothenbruck geboren wurde. Er studierte in Leipzig, Helmstedt und Basel Rechtswissenschaft und genoss eine gründliche humanistische Bildung, die ihn befähigte, sich der damaligen Sitte entsprechend fließend und gefällig in lateinischer Sprache auszudrücken. Von 1588 bis 1601 war er Assessor extraordinarius am kaiserlichen Reichskammergericht zu Speyer. 1601 wurde er von Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz in den geheimen Rat der Pfalz berufen und wohnte deshalb von da an ständig in der Residenzstadt Heidelberg. 1606 wurde er zum Kanzler ernannt, ein Amt, das er bis zu seinem Tod am 15. August 1622 bekleidete.
„Von jetzt ab finden wir ihn bei allen diplomatischen Aktionen der Kurpfalz an hervorragender Stelle tätig; 1604 wurde er mit der pfälzischen Gesandtschaft nach Frankfurt a.M. zur Besprechung über die Wahl eines Römischen Königs gesendet, 1608 war er ausersehen, bei den Verhandlungen über die Gründung der protestantischen Union mitzuwirken. Seine nüchternen, pedantischen Erwägungen gewannen, da auch ein anderer einflußreicher Pfälzischer Staatsmann, Volrat von Plessen eine vorsichtige Haltung einnahm, über die kühnen und überstürzenden Pläne Christians von Anhalt die Oberhand, wenngleich auch er der Ansicht war, daß Kurpfalz die Hand nicht abziehen möge. Als Kurfürst Friedrich V. nach Erreichung der Großjährigkeit im Sommer 1615 eine Rundreise durch die Oberpfalz antrat, befand sich auch Hans Christoph in Begleitung des Kurfürsten. Im Juli 1619 war Hanns Christoph wiederholt bei der Kurpfälzischen Wahlbotschaft in Frankfurt a.M.. Bei den entscheidenden Beratungen über die Annahme der böhmischen Krone gehörte er derjenigen Gruppe von Räten an, welche dem Kurfürsten nicht geradezu von demfolgenschweren Schritte abrieten. Leider verwirklichten sich seine Besorgnisse nur allzu schnell; nach der verhängnisvollen Schlacht bei Prag floh sein Herr über Breslau, Berlin, Wolfenbüttel, Hamburg nach dem Haag.
Hans Christoph blieb in Heidelberg und ließ sich, wie seine ausgebreitete Korrespondenz anzeigt, die Ordnung der Staatsgeschäfte sehr angelegen sein. Seinen Bemühungen war es zu danken, dass das Archiv sicher gestellt und die von Ulrich Fugger geschenkten hebräischen, griechischen und lateinischen Handschriften der späteren Entführung nach Rom entzogen wurden.“
Als Mitbesitzer des Schlosses Weihersberg sorgte Hans Christoph (378) besonders für dessen bauliche Instandsetzung. Im Mai und Juni 1618 vor Ausbruch des 30-jährigen Krieges schickte er dazu Gelder und Briefe an den Bruder Philipp Jakob (388). Sie hatten an das „alte Gebäu“ (mit den Kellergewölben) einen neuen Wohnflügel auferbaut. Die Gemächer darin waren mit Bretterböden und Getäfelwerk noch in Fertigung. Der Kanzler befürchtete, dass die neue Stube, welche bereits die Schwester bezog, durch die Leuchten oder wohl gar Schleißen bald verwüstet werden möchte. „Das alte Bäulein möchte er auch gern in eine andere Form bringen und will es auch bauen.“
Das Schloss Weihersberg besteht auch heute noch aus zwei Wohnflügeln. „Der Kanzler wollte ferner eine Stube und Schlafkammer für die Dienstboten hinter dem alten Brunnen, wo das Türlein in den Zwinger führt, anschüpfen, damit das Haus von innen ganz ledig bleibe.“ Er bittet um den Anschlag der Maurerkosten für die Besserung der Ringmauern, Türme und Graben.
Über die damalige politische Lage schrieb Hans Christoph: „Mit unserer Hinaufkunft (in die Obere Pfalz und nach Böhmen) ist es ungewiß, wie bald solche fortgehen möchte; es scheint, daß der Kaiser noch viel mit den Böhmischen unversehen entstandenen Motibus werde zu tun haben und ich daher nicht sobald bei diesen Zeiten (zu Weihersberg) erscheinen könne. Der Kurfürst zeigte mir an, mich zum Aufbruch gefaßt zu machen; ich werde nit aufwarten müssen, was der lb. Gott mir Gesundheit läßt.“
Georg von der Grün, unser Familienforscher aus Vaterstetten, schreibt in seiner „Erläuterung zum Bildnis der Sabina Barbara von Rabenstein, geb. von der Grün“ : „Sein (des Kanzlers) Notizbuch über politische Verhandlungen liegt im Hauptstaatsarchiv in München. Es ist in absichtlich flüchtiger Schrift niedergeschrieben und auch für Archivare nur höchst schwer lesbar. Für mich schon gar nicht.“
Am 31. Oktober 1618 hielt Kurfürst Friedrich V. feierlichen Einzug in Prag. 1620 verlor er die Schlacht am Weißen Berg bei Prag, die Königskrone und die Oberpfalz. Der unheilvolle 30-jährige Krieg nahm seinen Fortgang.
Der Kanzler aber lag todkrank in Heidelberg danieder. Er starb am 15. August 1622 und musste daher die Einnahme Heidelbergs durch die Spanier nicht miterleben. Den Verlauf seines Siechtums kennen wir aus einer Arzneirechnung, die der Apotheker Johannes Alting nach Hans Christophs Tod den Erben vorlegte:
„Anno 1622:
29. April: Für ein Purgiertränklein 12 Batzen (purgieren = reinigen, abführen).
1. Mai: für eine Magenlatwerge (Fruchtmus) 20 Batzen und einen kühlenden Julep
(Labetrunk aus Beeren) 2 fl.
2. Mai: für ein Schwitztränklein 5 Batzen und einen Haupt Überschlag 11 Batzen, tut l fl l Batzen.
3. Mai: für dürre Veilen (Veilchen) und Säurling 3 Batzen, für Muskatöl l ß und Mastixöl
(Harz) l Lot, tut 8 Batzen. .
4. Mai: 1,5 Maß Julep (Labetrunk) l fl 9 B.
8. Mai: für ein Purgiersäcklein 16 B. und ein Wässerelein auf dreimal 8 B.
13. Mai: für l ß Muskatöl und ein Schwitztränklein 8 B., tut 11 Batzen.
8. Juni: für einen Brustsaft und l Lot Mastixöl 10 B.
10. Juni: der Magd für ein Purgierstück in Molken zu sieden: l fl 5 B.
11. Juni: für 0,5 Lot Salpeterküchlein und je 2 Lot Süßholz und Fenchel 5 B. 5 Kreutzer.
15. Juni: 2 Lot Salpeterküchlein und eine Latwerge wider den Durst l fl 4B.
17. Juni: ein Magenpflaster und ein Kühltrank auf zweimal l fl 5 B.
24. Juni: für Nachtschattenwasser und Pugiertränklein 14 Batzen.
8. Juli: ein Abstersivtränklein von Rhabarber 12 B., einhalb Maß Mandelmilch 10 B., zwei Lot Muskatnuß 8 B., ein Pfd. Hutzucker, Sa. 5 fl 5 Kr.
9. Juli: für eine kräftige herzstärkende Latwerge 4 fl 6 B.
10. Juli: Rosenwasser 6 B„ Stärke 1,5 B., Mandelmilch 13 B.
12. Juli: zwei Lot Eibischwurzel, l Lot Weihrauch 13 B.
13. Juli: Mandelmilch l fl 5 B.
17. Juli: drei Schoppen Mandelmilch l fl.
25. Juli: ein Kopfüberschlag 6 B., ein Saft wider den Durst 15 B., für terra Sigillate
( Siegelerde = Heilerde, die in eine bestimmte, meist runde Form gebracht und mit einem Herkunftsstempel gesiegelt ist) und ein Schwitzwasser 4 B., ein Rauchpulverlein 5 B., eine Maß Mandelmilch l fl 5 B.
25. Juli: für einen Saft, eine Latwerge und ein Tränklein auf die Nacht der Magd 6 B.
26. Juli: für Mandelmilch und ein Abendtränklein 14 B. 2 Kreutzer.
29. Juli: für ein gesotten Wasser 1,5 Maß wider den Durst l fl 3 B., für ein Säcklein, darauf zu sitzen 6 B., ein Kopfsälblein 10 B. und für l fl 4 B. Muskatnuß.
3. August: für einen Saft 12 B. und ein Rauchpulverlein l fl 4 B.
4. August: für Kamillenöl 5 B. und 5 Quintlein Muskatnuß 10 B.
5./6. Aug.: 10 grän orientalisches Pulver 12 B. und kühlenden Saft 12 B. 2 Kr.
8./9. Aug.: ein Hauptüberschlag, ein Sälblein und Rosenwasser.
10. Aug.: für ein Säcklein in Wein 6 B., ein Öl für die Nase 7 B., etliche Stück in Molken lFl 8 B.
11. Aug.: für eine Magenstärkung und ein Lindtränklein l fl 3 B., für Mandelöl, Magenöl und ein Magenpflaster l fl l B.
15. Aug.: ein Magenpflaster und Latwerglein 12 B., für Rosenzucker l fl 3 B.
14. Aug.: für einen Überschlag über den Magen 10 B. ein Marzipanlin 6 B., Rosenwasser 4 B., für einen kräftigen Herzüberschlag 16 B., Mastix und Weihrauch l fl 5 B.,für zwei Pulssäcklein l fl l B., für Kraftlatwerge doppelt 16 B., den besonderen »Hippocras« 13 B.
(Hippokrates = altgriech. Arzt. Hippiatrik = Roßarzneikunst, hippokratisches Gesicht = Gesichtsausdruck des Sterbenden).
16. Aug.: für 7 Lot Wacholderöl, Mastix (Harz vom Mastixstrauch, einem im Mittelmeerraum heimischen Gewächs) und Weihrauch l fl 9 B.
17. Aug.: für 12 Nürnberger Lebküchlein l fl 5 B.
Summa laut Zettels 68 Gulden 4 Batzen.
Zu Dank bezahlt den 22. Aug. 1622.
Dienstgeflissener Johannes Alting, Apotheker zu Heidelberg.
Der gewaltige Kanzler Hans Christoph v. d. Grün war zu Grabe gestiegen. Wider den Tod ist kein Kraut gewachsen.
Zuletzt noch ein Hinweis:
Hans Christoph (378) darf nicht verwechselt werden mit dem gleichnamigen Generaladjudanten des Herzogs Bernhard von Weimar, über dessen Leben und Wirken Georg von der Grün im Kalender des Vereins für Heimatpflege im Oberen Naabgau von 1925 S. 76 ff eine Abhandlung verfasst hat. Dessen Schloss zu Bottmingen bei Basel und der Grabstein bei der Kirche von Nonnenweiher sind noch heute zu bewundern.
Literaturhinweise:
[1] Freiherr Hermann von Reitzenstein „Geschichte der Familie von Reitzenstein“, München 1891 von, S. 296 bis 308
[2] Hans Nikol „Kurz gefasste Geschichte des alten Geschlechts der von der Grün“ in Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau 71. Jahrgang Heft 2 S. 33 – 40 vom Februar 1983
[3] Josef Scheidler „Vom Landrichter Philipp Jakob v. d. Grün und seiner Familie von in Heimat“, in Beilage der Kemnather Zeitung des Heimatblattes für den Landkreis Kemnath und Umgebung vom 24.01.1953 Blatt 164
[4] Josef Scheidler „Des kur. pfälzischen Kanzlers letzte Arzneirechnung“ in Heimat, Beilage der Kemnather Zeitung des Heimatblattes für den Landkreis Kemnath und Umgebung vom 03.01.1953 Blatt 161
[5] Johann Lehner „Land und Leute am Steinwald“ Band 1:“Den Grenzbach entlang“, 1926 Verlag der Buchhandlung Eckhard Bodner, Pressath (1991).
[6] J.B. Lehner „Krummennaab“ Ein Heimatbuch 2. Aufl. 1966 Verlag Gemeinde Krummennaab
[7 ] Dr. August Sperl „Der oberpfälzische Adel und die Gegenreformation Berlin 1901
Ein Vorbereitungstreffen hatte im Frühjahr schon stattgefunden: