In diesem Jahr trafen wir uns zum 18. Familientreffen der von der Grün´s in Lauf an der Pegnitz.
Bild vom Familientreffen 2013, Foto Thomas von der Grün
Thema dieses Jahr war noch einmal Max von der Grün. Dr. Werner Künzel und Werner Volkmann, die schon letztes Jahr ihre Forschungsergebnisse zur Jugend von Max von der Grün in seiner fränkischen Heimat berichtet haben, sind auf weitere Erkenntnisse gestoßen. Bei einem Treffen in Schönwald haben sie diese vorgestellt. In seinem Vortrag auf dem Familientreffen berichtete Helmut von diesem Treffen und den Ergebnissen. Zu lesen hier als pdf.
Helmut von der Grün, 21.09.13
Liebe Anverwandte, Sie werden sicher überrascht sein, wenn ich dieses Jahr nochmals über Max von der Grün berichte, obwohl uns erst 2012 die Autoren des Buches
„Max von der Grün, Ein erfolgreicher Schriftsteller, der in Schönwald zur Schule ging“
die Herren Dr. Werner Künzel und Werner Volkmann in Anwesenheit der Witwe Jennifer und der Tochter Rita einen großen Einblick in die Jugend von Max verschafften.
Dieses Buch ist jetzt bereits in 2. Auflage mit einem Umfang von 82 Seiten (früher 72 Seiten) erschienen, versehen mit der ISBN 978-3-927313-68-2, und kann damit nun auch im Buchhandel erworben werden.
Bucheinband
Am 23. und 24.08.2013 fand im Hotel Schade in Vielitz ein Treffen der Autoren Dr. Werner Künzel und Werner Volkmann sowie von Angehörigen und Verehrern von Max von der Grün statt. Im Mittelpunkt stand die erwähnte Neuauflage des Buches über Max von der Grün. Herr Werner Volkmann übernahm dabei die Begrüßung und dankte allen, die am Gelingen des Werkes mitgewirkt hatten. Dann schilderte Herr Dr. Künzel die Gründe, die zu der Neufassung führten. Er sprach die Schwierigkeiten an, die bei der Spurensuche nach dem leiblichen Vater von Max von der Grün aufgetreten waren.
Abgerundet wurde der Abend von Herrn Pfarrer Dr. Klaus Loscher, der auszugsweise aus einem im Pendragonverlag neu erschienenen Band mit dem Titel „Späte Liebe“ von Max von der Grün vorlas.
Die zweite Auflage von „Max von der Grün, Ein erfolgreicher Schriftsteller ...“ ist um die Daten des leiblichen Vaters von Max und um zahlreiche Bilder ergänzt worden. Bis zum Erscheinen der 1. Auflage waren als Vater von Max unterschiedliche Namen gehandelt worden: So war einmal die Rede von einem Albert von der Grün, verheiratet mit Margarethe, geb. Mark, dann wieder von Albert Mark, den die Mutter des Max, Margarethe, geb. von der Grün, geheiratet hatte. Beide Versionen zeigten sich aber als nicht zutreffend.
Den Verfassern war es nach intensiven Recherchen endlich gelungen, gesicherte Daten über den leiblichen Vater von Max auszumachen. In der ersten Auflage dieses Buches war auf Seite 8 zu dieser Frage nur angegeben: „Adam Lauterbach“ und die Aussage von Zeitzeugen: „Er war ein netter Kerl“. Der Name Lauterbach taucht im Kirchenbuch von Schönwald auf, als anlässlich seiner Konfirmation die Eltern von Max mit der Mutter Margarete von der Grün und dem Vater Adam Lauterbach eingetragen wurden.
In der zweiten Auflage findet sich nun auf S. 74 eine Ergänzung der Geburtsurkunde des Standesamtes Bayreuth vom 28.August 1926, wonach der Dienstknecht Adam Lauterbach, gesetzlich vertreten durch seinen Vormund Michael Sack vor dem Amtsgericht in Bayreuth die Vaterschaft zu Max anerkannt hatte. Ein Vormund war erforderlich, weil Adam Lauterbach, geboren am 10.11.1906 zu diesem Zeitpunkt noch nicht volljährig war. Die Volljährigkeit erwarb man nach damaligem Recht erst mit 21 Jahren.
Aber: Wer war nun dieser Adam Lauterbach?
Die Schwierigkeiten, die bei der Suche nach Adam Lauterbach aufgetreten waren, werden von Dr. Klaus Loscher in seinem auf S. 75 und 76 des Buches abgedruckten Nachwort wie folgt geschildert:
Weitere Nachforschungen zur Person des Adam Lauterbach glichen nahezu einem Puzzlespiel, zumal der Familienname Lauterbach bis heute sehr häufig im Bayreuther und Kulmbacher Umland vorkommt. So erwies sich ein Adam Lauterbach aus Unterwaiz bei Bayreuth letztlich als der falsche, obwohl sich dessen Nachkommen schon sehr auf den bekannten Schriftsteller in ihrem Stammbaum gefreut hatten. Mit einem weiteren Adam Lauterbach, 1884 in Harsdorf bei Kulmbach geboren, schien endlich der Richtige gefunden worden zu sein. Doch dieser Fund stimmte nur teilweise. Besagter Harsdorfer Adam Lauterbach hatte aber eine Schwester, Maria Kunigunda Lauterbach verheiratete Hoppert, die vor ihrer Eheschließung zwei Söhne, Adam (1906) und Johann (1910), zur Welt gebracht hatte, die nach der Eheschließung der Mutter ihren Familiennamen Lauterbach weiterführten. Aus der Ehe mit Martin Hoppert entsprang eine Tochter Johanna, die wiederum eine Tochter namens Traudl gebar, die unten erwähnte Traudl Wittmer und somit die Enkelin von Maria Kunigunda Lauterbach. Der ältere Sohn Adam war es, der im Alter von 20 Jahren mit der Dienstmagd Margarete von der Grün ein Kind gezeugt hatte, eben unseren Max von der Grün, der 1926 im Haus der Familie Hoppert in Bayreuth/St. Georgen, Hinter der Kirche 1, geboren wurde. Durch die Eheschließung mit Maria Kunigunda Lauterbach war Martin Hoppert zum Stiefvater unseres Max geworden. Das war vermutlich ausschlaggebend dafür, dass er bei der Taufe des Max auch dessen Taufpate wurde. Wenige Monate später ließ der „Dienstknecht Adam Lauterbach" seine Vaterschaft urkundlich anerkennen.
Margarete von der Grün verließ kurz nach dem ersten Lebensjahr ihres Söhnchens die Arbeitsstelle in St. Georgen, während Adam sich 1932 in der Stadtkirche zu Bayreuth mit Agnes geb. Mitterwald aus Schönbach in Böhmen verheiratete. Beide standen als Knecht und Magd in Lohn bei einem Bauern in Oberobsang bei Bayreuth. Die Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein,
Adam Lauterbach nahm als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil und verstarb am 30.11.1945 in Frankfurt/Oder in der Hornkaserne. Auf der dortigen Kriegsgräberstätte hat er in einem Einzelgrab seine letzte Ruhe gefunden.
Ohne das Engagement von Frau Traudl Wittmer und Herrn Alfred Lauterbach (erg.: Cousine und Cousin des Max von der Grün) wäre es nicht gelungen, den Lebenslauf des zunächst großen Unbekannten nachzuzeichnen. Frau Traudl Wittmer bewohnt heute das Haus ihrer Großmutter Maria Kunigunda Hoppert in Bayreuth/St. Georgen, Hinter der Kirche 1, in dem Max von der Grün zur Welt kam. Frau Wittmer stellte bereitwillig Fotos und Urkunden aus ihrer Familie zur Verfügung. Herr Alfred Lauterbach aus Bindlach bei Bayreuth, Adam Lauterbachs Neffe, gab wertvolle Hinweise, die letztlich zu den Behörden führten, die Auskunft über den gesuchten Adam Lauterbach geben konnten. Frau Anneliese Uckele aus Heinersreuth, hat sich verdient gemacht, indem sie eine Ahnentafel der Familie Lauterbach erstellte und damit die Recherchen der Autoren beflügelte.“
Eine Chronik über Adam Lauterbach mit dessen wichtigsten Lebensdaten findet sich auf S. 74 der 2. Aufl., die auch durch eine Vielzahl von neuen Bildern ergänzt wurde.
Im Rahmen des Treffens wurde das Geburtshaus des Max in Bayreuth, Hinter der Kirche 1, besucht, wo alle sehr herzlich vom Hausherren empfangen wurden. Einige Bilder sollen die gelockerte Atmosphäre, in der die Zusammenkunft stattfand, untermauern.
Anwesen Bayreuth Hinter der Kirche 1 (Foto Helmut von der Grün)
Manche haben es sich vor dem Wohnhaus im Hof gemütlich gemacht (Foto Helmut von der Grün)
während (von links nach rechts) Dr. Künzel, Dr. Loscher, Hr. Lauterbach, Frau Jennifer von der Grün und Hr. Volkmann der Presse für ein Interview stramm stehen durften. (Foto Helmut von der Grün)
Anschließend wurde die im Barockstil von Georg Wilhelm Markgraf zu Brandenburg errichtete Evangelische Ordenskirche St. Georgen in Bayreuth besichtigt, zu der Pfarrer Dr. Klaus Loscher einige Erklärungen abgab und insbesondere auf den Taufstein hinwies, der zu Gottesdiensten mit einem reich verzierten holzgeschnitzten Deckel verschlossen wird.
Innenraum der Kirche St. Georgen in Bayreuth (Foto Helmut von der Grün)
Taufstein (Foto Helmut von der Grün)
Deckel des Taufsteines Bild Kirchenführer des Pfarramtes St. Georgen
Den Besuch dieser Kirche sollte keiner versäumen. Ob Max sich bei seiner Taufe der Schönheit der Kirche bewusst war, ist nicht überliefert. Aufgefallen ist uns natürlich, dass sich unter den Ordenswappen, die an der unteren Empore angebracht sind, auch das Wappen der Freiherren von Reitzenstein befindet. Der Schild dieses Wappens ist, wie Sie wissen, mit dem der Familie von der Grün identisch; kein Wunder: Sind doch die von Reitzenstein aus der Familie von der Grün hervorgegangen.
Wappen derer von Reitzenstein Foto Helmut von der Grün
Einen Tag später haben wir, geführt von Herrn Jaschke, Stadtrat der Stadt Schönwald, einen Rundgang durch die Stadt Schönwald unternommen und dabei die Stätten besucht, die Max in seinen Büchern „Eine Jugend in Franken“ und „Wie war das eigentlich? Kindheit und Jugend im Dritten Reich“ angesprochen hatte.
Begonnen wurde an der Schule, die sich allerdings heute in einem anderen Gewand zeigt als zu Maxens Zeiten. Sie wurde abgerissen und ist neu gebaut worden. Vorhanden sind aber noch zwei Steinfiguren, die früher die Fassade des Schulhauses geziert hatten und die heute auf einer Grünanlage vor der Schule aufgestellt sind.
Jennifer mit Herrn Jaschke, Stadtrat von Schönwald, der am Rundgang teilnahm (Foto Helmut von der Grün)
Dabei wurden aus den Büchern von Max von der Grün „Eine Jugend in Franken“ und „Wie war das eigentlich? Kindheit und Jugend im Dritten Reich“ die entsprechenden Textpassagen vorgelesen. (Foto Helmut von der Grün)
Ehemaliger Pferdestall, die Arbeitsstätte des Großvaters (Eine Jugend in Franken S. 26) (Foto Helmut von der Grün)
Gefallenentafel mit Onkel Max (Eine Jugend in Franken S. 21 u. 22) (Foto Helmut von der Grün)
Vor der Kirche Schönwald an den Gefangenentafeln (Foto Helmut von der Grün)
Kircheneingang Schönwald mit Frau Jennifer und den Autorenehepaaren (Foto Helmut von der Grün)
Waldgaststätte „Altes Pfarrhaus“ (Eine Jugend in Franken S. 18) (Foto Helmut von der Grün)
Rast in der Gaststätte „Altes Pfarrhaus“ (Foto Helmut von der Grün)
Bei dem Treffen in Vielitz wurde auch über den gegen Max erhobenen Vorwurf gesprochen, er sei in seinen Erzählungen manchmal etwas großzügig mit Daten und Fakten über sein Leben umgegangen. Insbesondere das Buch „Eine Jugend in Franken“, aber auch das Buch „Wie war das eigentlich? Kindheit und Jugend im Dritten Reich“ stellen jedoch nach meiner Auffassung keine Biographie dar, sie sind vielmehr romanhafte Erzählungen. Max hat darin Bilder von Deutschland gezeichnet, wie sie sich zur Zeit vor, während und kurz nach dem Dritten Reich aus der Sicht eines Kindes und eines heranwachsenden Jugendlichen darstellten. Natürlich hat er dabei seine Jugenderlebnisse mit einfließen lassen. Dass nicht an eine reine Biographie gedacht war, ergibt sich schon allein daraus, dass Max seine ersten Schuljahre in Paulusbrunn (Böhmen) in keiner Weise erwähnt. Er spricht in der Erzählung „Eine Jugend in Franken“ nur von Schönwald. Nur den Autoren Dr. Werner Künzel und Werner Volkmann ist es zu verdanken, dass wir heute über seinen Aufenthalt in Paulusbrunn Bescheid wissen. Ihnen war es sogar gelungen, nicht nur die Schulzeugnisse des kleinen Max aufzufinden, sondern auch Bilder von der Schule in Paulusbrunn sowie ein Klassenfoto.
Klassenfoto, sitzend 4. v.l.: Max von der Grün (Foto Monika Beer-Helm)
Schule Paulusbrunn (Foto entnommen aus „Paulusbrunn, Schicksal einer zerstörten Böhmerwald-Gemeinde)
Ich glaube auch nicht, dass Max von seinem leiblichen Vater Adam Lauterbach Kenntnis hatte. Für ihn war der Stiefvater Albert Mark die Bezugsperson. Dieser Stiefvater war es auch, der als Schutzhäftling etwa 4 Wochen im KZ - wenngleich nicht in Flossenbürg, sondern in Dachau - festgehalten worden war. Der Vorwurf, Max habe in seinem Buch die Unwahrheit erzählt und sei bei der Schilderung von den tatsächlichen Lebensdaten abgewichen, ist deshalb nicht haltbar.
Im Rahmen des Treffens gab Herr Dr. Werner Künzel auf diese Frage folgende Antwort:
„Die Lebensdaten entsprechen zwar nicht immer der vollen Wahrheit. Sie sind mehr als die Wahrheit, sie sind Dichtung, sie sind Literatur.“
Herr Dr. Loscher nimmt zu dieser Frage im Nachwort zur 2. Aufl. wie folgt Stellung:
„Dies kleine Buch möchte außerdem aufzeigen, dass Max von der Grün bei seiner weniger historischen, sondern vielmehr romanhaften Betrachtungsweise als Schriftsteller das eine oder andere Schönwalder Kindheits- oder Jugenderlebnis mitunter etwas prosaischer gestaltete, als es manche seiner Zeitgenossen mit ihrer Einstufung in „richtig oder falsch" wahrhaben wollen. Ihn deshalb der „Lüge" bezichtigen zu wollen, wäre infam!“. Dem möchte ich mich vollumfänglich anschließen, zumal solche Vorwürfe erst jetzt posthum erhoben werden.
Zuletzt noch ein Hinweis:
Im erwähnten Pendragonverlag Bielefeld ist eine Werksausgabe in 10 Bänden erschienen. Leider finden sich auf dem entsprechenden Flyer wiederum zwei Fehler:
Max von der Grüns Vater wurde, wie erwähnt, nicht nach Flossenbürg deportiert, sondern war als Schutzhäftling etwa 4 Wochen im KZ Dachau festgehalten worden.
Leider hatte Max von der Grün auch keine Handelsschule besucht, obwohl er sehr gute Schulnoten hatte. Der Grund hierfür lag wohl weniger an Repressalien gegen die Familie, sondern war eher finanzieller Art. Max von der Grün wuchs in einer sehr armen Familie auf und der Besuch einer weiterführenden Schule war damals mit erheblichen Aufwendungen verbunden. Umso bewundernswerter ist es, dass es ihm trotz der ungünstigen Voraussetzungen gelang, zum erfolgreichsten Schriftsteller der Nachkriegszeit aufzusteigen.
PS: Die Presseartikel zu dem Treffen in Vielitz sind im Anhang beigefügt.
Im letzten Jahr haben die Autoren über die Namensgebung für die Schönwalder Schule berichtet. Die Entscheidung ist im Dezember 2012 gefallen. Die Schule wird nicht nach Max von der Grün benannt, weil er „nichts für Schönwald getan“ habe. Wer sich für den von der Presse aufmerksam beobachteten Entscheidungsprozess der Stadt interessiert, kann dies im Anhang zum Bericht über das Familientreffen 2012 nachlesen. Dort sind auch alle Presseveröffentlichungen und der endgültige Stadtratsbeschluss als Anlagen beigefügt.
Helmut von der Grün im September 2013
Anlagen Zeitungsberichte
Frankenpost, Ausgabe vom 6.9.2013, S.9
Frankenpost, Ausgabe 7.9.2013
Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern - Nr. 36 vom 8.9.2013, S.17
Münchner Sonntagsblatt, Nr. 38, 15.9.2013